Von Open Access bis Open Source: Definitionen von Openness in verschiedenen Feldern

Openness ist eine Bewegung und ein Leitgedanke, der aus dem Softwarebereich stammt und mittlerweile in einer Vielzahl weiterer Themen- und Tätigkeitsfelder Einzug gehalten hat. Wir stellen ausgewählte Themenbereiche und die Bedeutung von Openness darin vor. 

Open Source

Open Source ist eine Bewegung, eine Denkweise und eine Art des Arbeitens. Angefangen in der Open Source Software (OSS), geht sie nun weit über diesen Bezugsrahmen hinaus, um neue Wege zu Problemlösungen in Communities und Brachen zu lösen. Open Source wird oftmals auch synonym mit Open Source Software und Open Source Hardware benutzt.

Open Source Software

Der Begriff Open Source geht ursprünglich auf die Open Source Software (OSS) zurück. OSS beschreibt einen der Öffentlichkeit zugänglichen Code, der verändert und geteilt werden kann, d.h. die Software wird unter einer offenen Lizenz veröffentlicht, sodass der Quellcode allen Nutzer:innen angezeigt oder von diesen verändert werden kann. Solche Software setzt auf Transparenz, gemeinsame Entwicklung und Peer-Review. Vorteile der offenen, dezentral und kollaborativ entwickelten Software sind die oftmals deutlich geringeren Kosten sowie ihre Flexibilität und Langlebigkeit. Der frei zugängliche Quellcode wird durch Peer-Review-Prozesse stetig geprüft und verbessert. Alle Änderungen sind transparent und können überprüft und verfolgt werden. Durch kontinuierliche Aktualisierung des Codes durch die Community können Fehler schnell gefunden und behoben werden. Die Community stellt dabei allen ihre Ressourcen, Hilfen und Perspektiven zur Verfügung. Gehostet werden Open Source Projekte oft auf GitHub. Weitere bekannte Open Source Projekte sind z.B. Linux, Ansible und Kubernetes.

Entstehung: Peer-Review und offene Feedbackprozesse

In Internetforen konnten Programmierende erstmals weltweit in gemeinsamen Austausch treten und ihre Quellcodes untereinander austauschen und gegenseitig weiterentwickeln. Sie nutzten die offene und kollaborative Umgebung, die offene Feedbackprozesse begünstigten, und schafften im Austausch neue Standard für offene Kommunikation und Kollaboration.
Zunächst war bei OSS die Rede von freier Software – basierend auf der Freiheit die Software nach Belieben nutzen zu können. Doch dies verursachte einige Verwirrungen bei der Bedeutung von „frei“ und „offen“, sodass es Ende der 1990er Jahre zu der endgültigen Trennung der Begrifflichkeiten kam. Freie Software meint heute aber nicht mehr das gleiche wie Open Source, denn bei freier Software dürfen nur die Besitzer auf ihren sonst geschlossenen Quellcode zugreifen. Dieser ist nicht für die Community für Änderungen freigegeben. Open Source hingegen verzichtet auf solch eine Anbieterbindung und steht nicht vorrangig für die Debatten um Nutzerfreiheit, sondern hauptsächlich für methodische, produktionstechnische und geschäftliche Aspekte der freien Software.

Open Source Hardware

Open Source Hardware (OSH) verfolgt ebenfalls das Prinzip und die Werte der Open Source Software. Es handelt sich hierbei um Hardware, die nach offenen oder freien Bauplänen konstruiert wird, d.h. die Baupläne werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sodass diese nicht nur eingesehen werden können, sondern auch geteilt, weiterverarbeitet und für verschiedene neue Zwecke angepasst werden können. Bei Veränderungen werden auch hier Komponenten bevorzugt, die offen lizensiert sind.

Open Government und Open Data

Die beiden häufig synonym verwendeten Begriffe Open Government und Open Data stammen aus dem Bereich der Politik und Verwaltung und stehen für eine Bewegung zur Bereitstellung von Behördendaten für die Nutzung der demokratischen Öffentlichkeit.

Open Government

Open Government ist ein demokratischer Ansatz für beteiligungsorientierte Chancen der Zivilgesellschaft im Bereich der Politik und Verwaltung. Gemeint ist die Öffnung von Regierung und Verwaltung – oder genauer gesagt die Offenlegung derer Daten – für die Bürger:innen des Staats. Diese Öffnung soll neben Teilhabe auch Transparenz und neue Kooperationsformen von Staat, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft schaffen, die neu geknüpften Bande intensivieren und damit auch zu einer Stärkung der gemeinsamen Interessen und Belange sowie legitimeren politischen Entscheidungen führen. Diese Ziele finden sich auch in den vier inhaltlichen Säulen wieder, die die Open Government Bewegung tragen: Bürgerbeteiligung, Transparenz, Korruptionsbekämpfung und Rechenschaftslegung. Dafür müssen aber nicht nur die Daten offengelegt werden. Voraussetzung für dieses strategische Vorhaben, das nicht nur die Demokratie stärken, sondern auch die Effizienz in der Verwaltung steigern soll, ist die kollaborative Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, der Transparenz bei allen Entscheidungen und Handlungen zugrunde liegt. Kurz gesagt: Es geht darum Verwaltung und Regierung mit Web 2.0-Technologien und einer offenen Denk- und Handlungsweise offener und damit transparenter, partizipativer und kooperativer zu machen.

Open Data

Die Open Government Bewegung beruht auf dem Konzept von Open Data. Open Data sind Daten von allgemeinem öffentlichem Interesse, die frei zugänglich gemacht werden und frei weiterverbreitet und -verarbeitet werden dürfen. Im Fokus stehen vor allem amtliche Daten, wie Statistiken, Karten, Gesetze, Gerichtsurteile und andere Dokumente und Informationsträger (Open Government Data). Ausgenommen sind personenbezogene oder weitere dem Datenschutz unterliegende Informationen. Der Ansatz beschränkt sich aber nicht nur auf die öffentliche Verwaltung, sondern beinhaltet auch Daten von Hochschulen, Non-Profit-Institutionen und privatwirtschaftliche Unternehmen. Insgesamt beschreibt Open Data sämtliche Daten. In der Praxis sollen die Daten möglichst einfach und strukturiert ohne rechtliche Einschränkungen maschinenlesbar mithilfe von Web 2.0-Anwendungen zugänglich gemacht werden. Auch hier ist wieder das Ziel gesetzt die Verwaltungstransparenz und die gesellschaftliche Kontrollfunktion zu erhöhen.

Open Access

Der Open Data Anspruch, Daten und Erkenntnisse frei teilen und nutzen zu können, führte zur Entstehung der Open-Access-Bewegung, die öffentliche Forschung der Allgemeinheit frei zugänglich machen möchte. Open Access (OA) bedeutet freier und kostenloser Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, wie Literatur, peer-reviewte Forschungsergebnisse oder andere Materialien für alle Interessierten weltweit. Bei Open Access Dateien handelt es sich stets um Online-Publikationen, da die Forschungsergebnisse im Internet flexibler und freier nutzbar sind. Die OA-Bewegung entstand in den 1990er Jahren mit der Begründung, dass bisherige Publikationsstrukturen zu einer Privatisierung des von der Allgemeinheit finanzierten Wissens geführt haben. Neben finanziellen Aspekten sprechen ebenfalls eine schnelle Relevanzprüfung, die Ermöglichung und Beschleunigung wissenschaftlicher Zusammenarbeit und bessere Auffindbarkeit der OA-Publikationen für das Konzept, um Wissen zu teilen und voranzutreiben.

Publizieren und Lizensieren 

Wird eine wissenschaftliche Arbeit unter OA-Bedingungen publiziert, erlangt jede:r mit Internetzugang die Möglichkeit und Erlaubnis diese kostenfrei zu nutzen, also zu lesen, zu speichern, herunterzuladen, zu verlinken usw. Weitere Nutzungsrechte zur freien Nutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder Veränderung der Publikation werden über freie Lizenzen geregelt. Grundsätzlich geschieht dies unter Creative-Commons-Lizenzen (CC-Lizenzen). Die freiste Form der CC-Lizenzen, welche allein dem OA-Anspruch entspricht, ist die sog. CC-BY-Lizenz, die sicherstellt, dass die Autor:innen rechtlich abgesichert und immer als Urheber:innen der Arbeit genannt werden.
Es gibt zwei grundlegende Wege des OA-Publizierens: den goldenen Weg (Gold OA) und den grünen Weg (Green OA).

Goldener Weg

Bei goldenem OA erscheint die Publikation in der endgültigen Fassung unmittelbar und direkt in einem Open Access Medium, wie z.B. Bücher oder OA-Zeitschriften, die Peer-Review-Verfahren einsetzen. Dabei fallen für die Autor:innen häufig Publikationsgebühren an. Werden diese von Verlagen übernommen, spricht man von Diamond Open Access – der einfachsten und am fairsten wahrgenommenen OA-Form. Auf dem goldenen Weg besteht für Autor:innen auch die Möglichkeit des hybriden OA, bei dem sie ihre Werke bei Verlagen “freikaufen” können. In diesem Fall verdienen Verlage doppelt.

Grüner Weg

Bei grünem Open Access wird die endgültige Fassung einer Publikation nicht frei zugänglich veröffentlicht. Stattdessen kommt es neben der Verlagsversion zu Parallelveröffentlichungen, Zweitveröffentlichungen oder Selbstarchivierungen auf privaten oder institutionellen Websites der Autor:innen. So entstehen für diese keine Kosten, wenn sie ihre Arbeit kostenfrei zur Verfügung stellen. Bei solchen grün publizierten Dokumenten handelt es sich meist um Pre- oder Postprints, die den Verlagen als Kopie eingereicht wurden.

Open Science und Open Education

Kommen wir abschließend auf den Bildungsbereich zu sprechen. Open Science wird häufig synonym mit Open Access verwendet und meint eine kollaborative Wissens- und Wissenschaftspraxis, bei der Forschungsdaten, Laborberichte und andere Forschungsprozesse frei zugänglich sind. Daten, Dokumente und weiteres Material wird zur Wiederverwendung, Weiterverbreitung und Vervielfältigung veröffentlicht, um Wissen und Forschung sowie die ihr zugrundeliegenden Daten, Methoden und Konzepte weiterzuentwickeln und voranzutreiben. Ähnlich sieht es im Bereich der Open Education aus, der das Ziel verfolgt Bildung frei verfügbar zu machen. Allerdings beschränkt sich Open Education in Bezug auf freien Zugang zu Bildung nicht nur auf internetgestützte Wissensvermittlung mithilfe freier Lehrmittel (OER) – und ist damit auch nicht mit E-Learning-Prozessen gleichzusetzen-, sondern ist ebenfalls als Bewegung oder Konzept zur Entwicklung von Modellen, die allen Menschen die Teilhabe an Bildung ermöglichen, zu verstehen. 

Weiterführende, ausführliche Informationen zu Openness im Bildungsbereich haben wir in den folgenden Beiträgen zusammengestellt:

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