Open-Source-Transformation: Wie aus Produkten Gemeinschaftsprojekte werden

In der dynamischen Welt der Softwareentwicklung erleben wir zunehmend, wie kommerzielle oder proprietäre Softwareprojekte geöffnet werden, also als Open-Source-Software zur Verfügung gestellt werden. So wurde z.B. Azure RTOS von Microsoft zu einem Open-Source-Projekt unter der Leitung der Eclipse Foundation transformiert. So kann die Software unter einem anderen rechtlichen und organisatorischen Dach weitergeführt werden. Dadurch können z.B. Hosting, Administration und Austauschplattformen zentral kooridniert und Ressourcen effizienter eingesetzt werden.

Communitybuilding als Schlüsselfaktor

Dieser administrative Aufwand hinter einem Softwareprojekt kann viel Zeit in Anspruch nehmen, deswegen kann der Trend, eine Software zu öffnen, besonders für kleinere Projekte wegweisend sein. Doch auch Softwareprojekte, die bereits offen zur Verfügung stehen, können davon profitieren, die Administration an eine übergeordnete Organisation auszulagern.

Unser Ansatz als gemeinnütziger Verein besteht darin, Projekte auf externen Wunsch hin zu übernehmen und sie als Open Source mit einer lokalen Coder-Community weiterführen. Wer an der Entwicklung einer Software mitwirkt, investiert oft viel Zeit, Geld und Hirnschmalz. Die Begeisterung für die Projektidee, der praxisfokussierte Lerneffekt und das Miteinander sind dabei starke Motivatoren, aber keine zuverlässige und langfristige Strategie. Deswegen reflektieren und analysieren wir vor der Migration eines Softwareprojektes die Rahmenbedingungen und überlegen gemeinsam, wo es hingehen soll und überprüfen, ob eine Software zu unserem Satzungszweck passt bzw. ob die Entwickler:innen eine Transformation in diese Richtung anstreben wollen.

Die Öffnung von Softwareprojekten bedeutet in diesem Zusammenhang eine Kultur des Teilens und der Zusammenarbeit. Entwickler:innen können voneinander lernen, bewährte Praktiken austauschen und gemeinsam an neuen Ideen arbeiten. Dies führt zu einer stärker vernetzten und kooperativen Coder Community, die permanent und langfristig an einem Projekt feilt.

Potenziale offener Software

Generell ergeben sich durch die Öffnung einer Software bzw. die Migration einer offenen Software zu einer übergeordneten Organisation diverse Möglichkeiten: Die Transparenz des Quellcodes ermöglicht z.B. den Anwender:innen, die Funktionsweise der Software zu verstehen, Sicherheitsaspekte zu überprüfen und sicherzustellen, dass ihre Anforderungen erfüllt werden.

Die Zusammenarbeit in einer offenen Entwicklergemeinschaft fördert auch die Lösung von Problemen (Issues) und die schnelle Identifizierung von Fehlern (Bugs). Durch die Beteiligung einer breiten Gruppe von Entwickler:innenn mit unterschiedlichen Expertisen können Bugs schneller erkannt und behoben werden, was die Stabilität und Qualität der Software verbessert.

Durch die offene Verfügbarkeit können Softwareprojekte leichter wiederverwendet und angepasst werden, was zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen führt. Dies trägt dazu bei, die Lebensdauer von Softwareprojekten zu verlängern und den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Die Transformation zu Open Source bietet auch Chancen für eine nachhaltige Finanzierung. Durch Crowdfunding, Spenden und andere Modelle kann die Community die Entwicklung finanziell unterstützen. Dies schafft Unabhängigkeit von traditionellen Geschäftsmodellen und ermöglicht es, dass Softwareprojekte auch dann florieren können, wenn sie nicht ausschließlich auf kommerziellen Verkauf angewiesen sind.

Herausforderungen offener Software

Neben den vielen positiven Aspekten ist insbesondere die Transformation bzw. Migration eines Softwareprojekts herausfordernd, da bestehende Strukturen unter Umständen abgeändert werden müssen, anstatt dass direkt zu Projektbeginn überlegt wird, was es zu beachten gilt.

Die größte Unsicherheit stellen dabei offene Softwarelizenzen dar. Denn teilweise ist nicht mehr genau nachzuvollziehen, welche Entwickler:innen was beigesteuert haben – oder genauer: Auf Plattformen wie GitHub oder Codeberg lässt sich zwar nachvollziehen, wer wann was beigesteuert hat, aber für viele Codeschnipsel wird auf bewährte wiederkehrende Befehle zurückgegriffen. So ist eine bestimmte Zusammensetzung von Codeschnipseln einzigartig, aber die einzelnen Bestandteile nicht unbedingt und es ist schwierig, Urheberrechte genau zu differenzieren.

Copyleft-Lizenzen, wie die GNU General Public License (GPL) erfordern z.B. , dass abgeleitete Werke unter derselben Lizenz veröffentlicht werden. Zusätzlich kann die Inkompatibilität zwischen verschiedenen freien Softwarelizenzen die Integration und gemeinsame Nutzung von Code erschweren. Insbesondere die Zusammenarbeit von Entwickler:innen mit unterschiedlichen Lizenzpräferenzen kann dadurch beeinträchtigt werden.

Ein weiterer Aspekt betrifft mögliche Konflikte im Zusammenhang mit Patenten. Einige freie Softwarelizenzen beinhalten Patentklauseln, während andere dies explizit ausschließen. Die Verwaltung von Lizenzkonformität erfordert also sorgfältiges Management, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten die Lizenzbedingungen respektieren und einhalten.

Softwaremigration als Transformationsprozess

Das schaffen wir u.a. durch einen semi-strukturierten Transformationsprozess, der zwar durch aufeinander aufbauende Schritte strukturiert ist, aber flexibel auf die individuellen Rahmenbedingungen eines Softwareprojekts eingeht. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei der Transition-Workshop, bei dem Worst- und Best-Case-Szenarien ausgearbeitet werden.

Die gemeinschaftliche Entwicklung von Rollenbeschreibungen ermöglicht es den ursprünglichen Entwickler:innen, selbst zu entscheiden, inwieweit sie nach der Übergabe beteiligt werden möchten. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, liegt eine Mitgliedschaft nahe. Daneben können die Entwickler:innen auch regelmäßig auf dem Laufenden oder punktuell konsultiert werden. Diese Rollen sind flexibel und richten sich nach Verfügbarkeit, Werten und Bedürfnissen aller Beteiligten.

Nachdem die Tätigkeitsbereiche, Zuständigkeiten und Erwartungen festgelegt sind, folgt eine formale Übergabe. Dabei wird eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, Passwörter und Domains werden auf unsere datenschutzkonformen Server in Deutschland übertragen. Falls vorhanden, findet ein Onboarding für die Community statt, bei dem auch hier Rollen geklärt und Engagierte vernetzt werden.

Der Neustart umfasst eine Überarbeitung des Quellcodes hinsichtlich digitaler Suffizienzoptimierung und die Veröffentlichung der Software als Open Source auf Codeberg. Je nach Projekt und Zielsetzung wägen wir passende Lizenzen wie die GPL, MIT oder Apache License ab.

Gleichzeitig wird Fundraising betrieben, um die Weiterentwicklung zu unterstützen. Der gesamte Prozess wird dokumentiert, evaluiert und optimiert, um für künftige Softwareprojekte einen möglichst angenehmen und effizienten Prozess zu etablieren.

Die Transformation von kommerziellen Softwareprojekten in Open Source bietet also insgesamt nicht nur technische Möglichkeiten, sondern schafft auch eine konstruktive, partizipative und nachhaltige Entwicklungsumgebung, die von einem breiten Spektrum von Entwickler:innen und Nutzer:innen getragen wird.

Was haltet ihr von diesem Ansatz? Welche Potenziale und Herausforderungen seht ihr noch? Kennt ihr ein Softwareprojekt, das ein Zuhause braucht? Hinterlasst gerne einen Kommentar oder schreibt uns – euer Feedback ist für uns von unschätzbarem Wert.

Blogpost: Hard facts über Software

Wissenschaft, Forschung und Lehre an Hochschulen braucht Software, die verlässlich funktioniert – von Campus- und Lernmanagementsystemen über Statistiksoftware bis hin zum einfachen Mailprogramm. Für etablierte Softwareanwendungen werden deswegen hochschulseitig bundesweit Lizenzverträge in Höhe von mehreren Millionen Euro geschlossen. Dennoch stellen stark variierende Bedarfe und mangelnde Kompetenzen auf seiten der Anwender*innen/Nutzer*innen sowie unzureichender IT-Support noch immer eine große Herausforderung für Hochschulen und deren Mitarbeitende und Studierende dar. 

Schon länger wird auch vor diesem Hintergrund das Thema Freie- und Open-Source-Software (kurz: FLOSS oder OSS) diskutiert – im Rekurs auf die rasante Digitalisierung von Strukturen während Corona stärker denn je. 

Öffentliche Gelder für offene Software – so lautet eine bekannte Forderung der Open-Source-Bewegung. Aber wie liegt der Status Quo?

Stand 2022 optieren die meisten öffentlichen Hochschulen mit proprietären Anbietern, kommerzielle Software führt die Liste der genutzten Dienste mit 53% an – zu 31% Open-Source-Lizenzen (vgl. Ergebnisse der Umfrage des ZKI-Arbeitskreises Strategie und Organisation zu Softwarelösungen an den Hochschulen 2022 https://zenodo.org/record/7194328#.ZCcQcHZBy5e). Lernmanagementsysteme basieren mittlerweile vermehrt auf Open-Source-Lösungen anstatt auf Campus-Management-Software und Office-Produkten, für Videokonferenzen steht eine weit verbreitete Nutzung von Zoom Open-Source-Systemen wie BigBlueButton oder Jitsi entgegen, offene Dienste wie Nextcloud konkurrieren mit Komplettlösungen wie Microsoft Teams, das inklusive Datenbank zunehmend für die interne Zusammenarbeit eingesetzt wird (vgl. zB hier: https://blogs.tu-berlin.de/datenschutz_notizen/2022/05/13/digitale-souveraenitaet-von-hochschulen/ und hier https://taz.de/Open-Source-Software-an-Universitaeten/!5686650/.

Freie Software für freie Bildung

Wie können also öffentliche Gelder am sinnvollsten für Software eingesetzt werden? Wie müssen, dürfen und sollten insbesondere öffentlich-rechtliche Hochschulen mit personenbezogenen und vertraulichen Daten umgehen, welchem System dürfen diese anvertraut werden? Welche Rolle spielt die Freiheit der Wissenschaften vor dem Hintergrund von Softwarelösungen? Welche Verantwortung tragen Hochschulen, auch gesellschaftlich mit Blick auf das Einsetzen bestimmter Software-Anwendungen? Und welche Konzepte und Kriterien zu Vergabe und Anschaffung gibt es hier bereits? Mithilfe eines Softwaremonitorings öffentlich-rechtlicher Hochschulen wollen wir in den kommenden Monaten den Status Quo erfassen, um davon ausgehend Ansätze zu erarbeiten, die notwendige Kriterien für die Einführung und Nutzung offener Software an Hochschulen in den Blick nehmen.

Erste vielversprechende Einblicke über die Nutzung unterschiedlicher Software-Kategorien hat die zuvorzitierte Umfrage des ZKI-Arbeitskreises “IT-Strategie und -Organisation” bereits ergeben, wir möchten noch einen Schritt weiter gehen und das Feld explorativ erfassen: Neben der quantifizierbaren Abfrage von eingesetzter Software bei den IT- und Rechenzentren wollen wir stärker auf die tatsächlichen Nutzenden in Verwaltung, Forschung und Lehre zugehen und mithilfe von leitfragengestützten Interviews qualitativ ergründen, nach welchen Vorgaben und Kriterien Software ausgewählt und eingesetzt wird. Der alleinige Blick auf die Rechenzentren scheint hier zu kurz gegriffen, um tatsächlich zu erfassen, wie sich die Lage an deutschen Hochschulen darstellt, mit welchen Dilemmata und Hürden Mitarbeitende zu kämpfen haben, müssen wir mit handelnden, verantwortlichen Personen an den Fakultäten ins Gespräch kommen.

Fakt ist: Nach einem ersten repräsentativen Monitoring der öffentlichen Hochschulen in Deutschland wird im Rahmen unserer Vorrecherchen deutlich, dass für Studierende und Mitarbeitende vor allem im Bereich der kommerziellen Anbieter breite Softwareangebote vorgehalten werden. Trotzdem entsteht der Eindruck, kein ganz umfassendes Bild bekommen zu können, wir vermuten eine hohe Dunkelziffer an OSS-Nutzenden im Hochschulbereich – vor allem im Rahmen von Lehre und Forschung. Denn  diese Software ist frei und meist kostenlos zugänglich , sodass diese im Gegensatz zu teuren Lizenzen, die offiziell bereitgestellt werden, nicht durch Datenschutzbeauftragte abgesegnet oder in Rechenzentren beschafft werden muss. 

Eine weitere Vermutung, der wir nachgehen möchten, ist die Korrelation zwischen Gründungsjahr der Hochschule, Studierendenzahl und die Art gewählter Software-Lizenzmodelle; ältere und größere Hochschulen scheinen auf den ersten Blick weniger flexibel in Bezug auf Software-Umstellungen in Richtung Open-Source, vermutlich, da Change-Management und Umstrukturierungen sehr viel aufwendiger sind und mehr Ressourcen binden. 

Vorläufig lässt sich festhalten, dass kommerzielle Software häufig genutzt wird, weil direkte Ansprechpartner*innen mit Blick auf Verträge und Support verfügbar sind. Zudem herrscht noch immer der Irrglaube, die Kosten sagten etwas über Qualität aus. Hinzu kommt das vielfach wiederholte Narrativ des intuitiven Nutzens: “Es funktioniert einfach!”. Letztlich muss dieses als selbsterfüllende Prophezeiung gelesen werden, denn wo Mittel verfügbar sind, werden diese eingesetzt, um Nutzung und Umfang zu vereinfachen und zu verbessern – derzeit trifft dies eben vor allem auf den kommerziellen Sektor zu. 

Nicht nur der Datenschutz ist im Bereich der Abhängigkeit von proprietären Anbietern vielfach problematisch, auch das Engführen des Feldes für Studierende füttert den Teufelskreis: Lerne ich im Studium statistisches Rechnungen ausschließlich in IBMs SPSS, werde ich auch in Zukunft eher keine Alternative nutzen. 

Schließlich geben Hochschulen mit dem Festhalten an kommerziellen Lizenzen das auf, wofür sie an anderen Stellen nachdrücklich einstehen: Freiheit. FLOSS ist, einmal etabliert, in der Regel nicht nur günstiger in Anschaffung und Hosting, sondern auch nachhaltiger, unabhängiger und bietet einen viel größeren Gestaltungs- und Anpassungsspielraum.

Kurz gesagt: Freie Software fördert freie Lehre und freie Lehre fordert freie Software! 

Ihr habt Lust, unser Vorhaben zu unterstützen? Dann meldet euch bei uns!

Nächste Woche stellen wir im Rahmen des University:Future Festivals unsere Idee detailliert vor und geben Einblicke in erste Ergebnisse unserer Untersuchung. Der Talk findet online statt und die Anmeldung ist kostenlos. Schaut gern rein und beteiligt euch an der Diskussion am 27. April 2023 von 15.50 Uhr -16.20 Uhr. 

Toolsammlungen– eine Übersicht von Übersichten

Mittlerweile gibt es so viele digitale Tools, Apps, Programme und Plattformen für digitales Lehren und Lernen, dass die Auswahl schwer fallen kann. Kommentierte Übersichten, Websites und Toolboxes sollen diese Auwahl erleichtern und Anwendungen besser auffindbar machen. Wir haben einige davon ausprobiert und miteinander verglichen

  1. FindMyTool

FindMyTool entstand als kollaboratives Tool auf Github und umfasst Stand heute über 800 Tools. Die filterbare Sammlung in Form von Kacheln ist auf Deutsch verfügbar, wird stetig erweitert und aktualisiert und lässt Vorschläge zu. Die Nutzung ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich.

2. Digitale Tools – Eine Übersicht

Die Liste von bildung.digital richtet sich speziell an Schulen und Lehrkräfte und ist nach Anwendungsgebieten organisiert. Es werden nur Tools vorgestellt, die von der Redaktion empfohlen werden. Die Liste ist kostenlos und ohne Anmeldung auf Deutsch verfügbar.

3. Portal:Tools

Portal:Tools ist von der Martin Luther Universität Halle für die Hochschullehre als filterbare Tabelle konzipiert und stellt eine große Auswahl entsprechender Tools auf Deutsch vor. Es besteht die Möglichkeit Tools vorzuschlagen und die Nutzung ist kostenlos ohne Anmeldung möglich.

4. Tool-Sammlung

Die digitale Toolsammlung vom Hochschulforum Digitalisierung ist das Ergebnis einer Community-Umfrage. Die Liste umfasst eine Auswahl von Tools für Online-Veranstaltungen und ist nach Anwendungsgebieten organisiert. Die Liste ist kostenlos und ohne Anmeldung auf Deutsch verfügbar.

5. AlternativeTo.net

Auf der Crowd-Sourced Website AlternativeTo.net kann man gezielt nach Alternativen zu einem bestimmten Tool suchen. Die Website zeigt Beschreibungen und Nutzerkommentare zu den einzelnen Tools an und lässt die gelieferte Übersicht an Alternativen nach Plattform, Features und Lizenz filtern. Sie steht kostenlos und ohne Anmeldung auf Englisch zur Verfügung.

Diese Beispiele unterscheiden sich u.a. durch ihren Aufbau und ihre Schwerpunkte wie spezielle Themen oder Lehr-/Lernkontexte. Wir freuen uns über alle Lösungen, die dabei helfen, Tools auffindbar zu machen und sich bewusst und kriteriengeleitetet für oder gegen bestimmte Tools zu entscheiden.

Wie etliche andere OER-Projekte sind einige Übersichten durch Drittmittel finanziert bzw. durch eine Förderlinie befristet, sodass das Hosting evtl. nicht langfristig übernommen werden kann (man denke an die wunderbare OER Worldmap, die leider nicht mehr verfügbar ist). Mit dem Gedanken, eine Übersicht langfristig optimieren und administrieren zu können, ist die OESA-Toolbox im Mai 2020 während des Hackathons “Wir hacken das digitale Sommersemester” vom Hochschulforum Digitalisierung als ehrenamtlich organisiertes und unabhängiges Projekt entstanden. Sie ist als filterbare Übersicht angedacht, mit der gezielt nach Tools, Kategorien, Einstellungen und Funktionen gesucht werden kann. Fehlt ein Tool in der Übersicht, kann ohne Anmeldung und Tracking eine neue Zeile hinzufügt werden und wir ergänzen evtl. leer gebliebene Felder. Wir hosten die Toolbox in Deutschland und haben ergänzend ein Manual mit Ideen zur didaktischen Nutzung unter einer offenen Lizenz (CC-BY-SA) zur Verfügung gestellt.

Mit Blick in die Zukunft wollen wir dabei mitwirken, bestehende Angebote zu optimieren und Schnittstellen verfügbar zu machen. Wir sind z.B. gespannt, wie die nationale Bildungsplattform Lehrende und Lernende bei der Suche und Auswahl geeigneter Anwendungen beraten kann.

Open Source in der Landwirtschaft?!

Bei „Open Source“ denken die meisten zunächst nicht an Landwirtschaft, Gartenarbeit oder Nahrungsanbau. Tatsächlich gibt es gerade in diesem Bereich vielversprechende Ideen und rege Entwicklungen.

Womöglich liegt das an der stetig wachsenden Bevölkerung und der Klimakrise, die das Potenzial für Ernährungsunsicherheiten in Zukunft erhöhen wird. Eine mögliche Lösung für diese Probleme und die nachhaltige Lebensmittelerzeugung kann die Präzisionslandwirtschaft sein. Sie ist durch den Einsatz digitaler Technologien zur Überwachung und Optimierung landwirtschaftlicher Produktionsverfahren gekennzeichnet und bietet einen Mechanismus zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und zur Schaffung nachhaltiger Ernährungsmuster. Zum Einsatz kommen dafür verschiedene Sensoren, die z.B. die Wasserspeicherkapazität des Bodens oder die Temperatur messen. Wird beispielsweise eine unregelmäßige Wasserspeicherfähigkeit des Bodens von den Geräten festgestellt, kann die Wasserversorgung der Pflanzen an ihre Bedürfnisse angepasst werden. Der eigene Garten oder die eigene Farm wird somit zur Forschungsstation. Am einfachsten lässt sich dieses Konzept mithilfe von Open-Source-Technologien und Anwendungen umsetzten, um dort Nahrungsmittel anzubauen, wo es vorher nicht möglich war und zu jeder Jahreszeit eine Nahrungsquelle haben. Beim Open Gardening und Open Farming sind vor allem Food-Computer weit verbreitet. Diese sind im Grunde Tischgärten, die von einem Computer über ein Netzwerk von Sensoren, Lampen und Ventilatoren gesteuert werden und erstmals von Schüler:innen der Green Street Academy entwickelt wurden. Es handelt sich um eine Schaumstoffbox, die alles enthält, was eine Pflanze zum Wachsen und Gedeihen braucht: Wasser, Nahrung, Licht und ein kontrolliertes Klima. Doch beim Open Gardening und Open Farming geht es nicht nur um die genutzten Technologien, sondern auch das entsprechende offene Mindset. All diese Entwicklungen waren und sind nur in Zusammenarbeit möglich. Im Vordergrund der Open-Farming-Gemeinschaft steht der Austausch von Wissen und Ideen, um gemeinsam und gegenseitig die verschiedenen Projekte zu realisieren und weiterzuentwickeln. Im Folgenden stellen wir vier solcher offener Projekte vor, die in Zusammenarbeit das Problem der Klimakrise angehen:

Mit FarmBot kann jede:r mithilfe von CNC-Maschinen, die mithilfe von Steuerungstechnik Werkstücke automatisch herstellen, und der dazugehörigen Web-App auf jedem Computer oder mobilen Gerät verschiedene Pflanzen und Gemüsearten ziehen und den eigenen Garten von überall aus verwalten. Die Steuerung wird manuell bedient und es sind keine Programmierkenntnisse erforderlich. Die Open-Source-Technologie kann den gesamten Gemüsebedarf einer Person kontinuierlich anbauen, und das nach zwei Jahren zu geringeren Kosten als beim Einkauf in einem durchschnittlichen US-Lebensmittelgeschäft.

OpenFarm ist eine freie und offene Datenbank für landwirtschaftliches und gärtnerisches Wissen. Die Idee war mithilfe von Experten und Anfängern in der Landwirtschaft, einen zentralisierten, strukturierten und offenen Datensatz zu erstellen, der beschreibt, wie Pflanzen unter bestimmten Umweltbedingungen und mit bestimmten Anbaupraktiken angebaut werden können. So entstand eine Gemeinschaft sowie Werkzeugen für den freien Austausch von Pflanzenwissen auf lokaler und globaler Ebene, mit dem Ziel Grenzen durch den offenen Austausch von Wissen zu überwinden und die Beteiligung am Lebensmittelsystem zu erhöhen. Alle Daten und Inhalte von OpenFarm sind gemeinfrei (CC0) und damit leicht zugänglich. Der Quellcode von OpenFarm ist auf GitHub unter MIT-Lizenz verfügbar.

farmOS ist eine webbasierte Anwendung für die Verwaltung, Planung und Aufzeichnung von landwirtschaftlichen Betrieben. Sie wird von einer Gemeinschaft von Landwirten, Entwicklern, Forschern und Organisationen mit dem Ziel entwickelt, eine Standardplattform für die Erfassung und Verwaltung landwirtschaftlicher Daten bereitzustellen. Der farmOS-Server basiert auf Drupal, was ihn modular, erweiterbar und sicher macht und ist, wie die dazugehörige App unter der GNU General Public License lizenziert, d.h. sie sind frei und Open Source.

TANIA ist eine Open-Source-Betriebsführungs- oder Verwaltungssoftware für Landwirte, die mit der Hilfe von Entwicklern, Nutzern, Landwirten, Forschern und Landwirtschaftsexperten von Tanibox im Jahr 2017 initiiert wurde und auf GitHub gehostet wird. Sie wurde vor allem für Landwirte und Entwickler entwickelt, die sich für die Präzisionslandwirtschaft interessieren. Die Software funktioniert in jedem Betrieb, ist leicht zugänglich, flexibel, sicher, benutzerfreundlich und erschwinglich. Sie bietet außerdem Konnektivität mit Geräten wie z. B. Sensoren und Aktoren, um Landwirten mehr Kontrolle über die Überwachung und Steuerung ihres Betriebs zu geben, egal wo sie sind und wann sie es brauchen. So können sie ihren Betrieb nachhaltiger gestalten.

Quellen:

https://www.thuenen.de/de/at/arbeitsbereiche/umwelttechnologie-boden-pflanze/praezisionslandwirtschaft/

https://www.redhat.com/de/open-source-stories/farming-for-the-future

Offene Bildung als Intervention für sozio-ökonomisch schwächere Regionen

Bereits seit einigen Jahren lassen sich in Staaten in Afrika und Südasien Trends hin zur Online-Bildung erkennen – und das trotz anhaltender technologischer Barrieren. Warum das so ist, welche Potentiale offene Bildung für sozio-ökonomische schwache Regionen bergen und wie Herausforderungen dabei überwunden werden können, zeigen wir in diesem Beitrag.

Viele Staaten in Afrika südlich der Sahara (SSA) und einige Regionen in Südasien können aufgrund sozialer und ökonomischer Indikatoren wie geringem Einkommen, stark ungleiche Wohn- und Eigentumsverhältnissen sowie mangelhafter Schul-, Aus- oder Weiterbildungsmöglichkeiten als sozio-ökonomisch geschwächt bezeichnet werden. Nach Schätzungen der UNESCO nahm 2016 weltweit eines von fünf Kindern an keiner Form von Bildung teil. Fast alle dieser Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren lebten in Entwicklungsländern. Diese Krise könnte sich noch verschärfen, denn es wird erwartet, dass sich die Jugendbevölkerung Afrikas bis 2050 auf 830 Millionen Menschen verdoppeln wird. Die Bildungssysteme in diesen Entwicklungsregionen können das oft nicht auffangen, denn es werden nur wenige Ressourcen für Bildung bereitgestellt. Vor diesem Hintergrund gewinnt offene und digitale Bildung als Maßnahme für einen niedrigschwelligeren Zugang zu Bildung stetig an Relevanz.

Eine Frage des Geldes

Der Bau von Schulen und Universitäten nützt langfristig wenig, wenn die Regierungen deren Instandhaltung und laufende Kosten nicht tragen können. Viele Bildungssysteme in Enwticklungsregionen sind bereits chronisch unterfinanziert – eine Situation, die sich weiter zuspitzen kann, wenn die Systeme expandieren und immer teurer in der Verwaltung werden. Finanzierungsprobleme sind in SSA allgegenwärtig, obwohl die Regierungen im internationalen Vergleich relativ große Teile ihres Haushalts für Bildungszwecke ausgeben. Regierungen in einkommensschwachen Ländern sehen in offener und digitaler Bildung zunehmend eine Möglichkeit, Kapazitätslücken zu schließen. Denn verglichen mit dem Bau neuer Einrichtungen in Form von Ziegelsteinen und Mauern stellt digitales Lernen in Form von digitalen Engeräten und kostenfreien Anwendungen eine flexible und effizientere Alternative dar. Inwiefern diese Alternative auch didaktisch sinnvoll ist, bleibt offen, aus bildungsökonomischer Sicht ist digitale und offene Bildung in Entwicklungsländern jedoch sicherlich vielversprechend.

Smartphone-Verbot hier, mobiler Unterricht dort

Was die digitale und offene Bildung in SSA und Südasien zunehmend attraktiver macht, ist die Flexibilität der Bildungssysteme: Es müssen im Gegensatz zu westeuropäischen Bildungssystemen keine historisch entwickelten Strukturen umgewälzt werden. Allerdings besteht in diesen verhältnismäßig jungen Bildungsstrukturen die Herausoforderung, Schule als zentralen Ort verpflichtender Bildung zu etablieren und die Quote der Bildungsabschlüsse zu steigern. Die ist derzeit nicht einmal annähernd im Bereich von Europa und Nordamerika. Digitaler Unterricht könnte hier der Schlüssel zu sein, allerdings wird in vielen Entwicklungsregionen die Teilnahme an Online-Bildungsformaten immer noch durch technologische Infrastrukturbarrieren behindert. Diese digitale Kluft ist besonders in Afrika eine Hürde, denn hier liegt die Internetdurchdringung immer noch weit hinter anderen Weltregionen zurück. Nur 18 Prozent der Haushalte auf dem Kontinent verfügten 2017 über einen Internetanschluss in ihrem Haus, verglichen mit 84,2 Prozent in Europa. Es ist jedoch zu beachten, dass die Internetdurchdringung in Afrika je nach Staat und Region unterschiedlich ist: Während die Mehrheit der städtischen Afrikaner inzwischen über mobile Geräte und Zugang zu mobilem Breitbandinternet verfügt, haben viele Menschen in abgelegenen ländlichen Gebieten keinen privaten Zugang und müssen das Internet in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Universitäten und Internet-Kiosken nutzen, die über Satellitenterminals verbunden sind und oft mit Solarstrom betrieben werden. Die rasche Verbreitung von Smartphones hat jedoch in den letzten Jahren dazu geführt, dass digitales Lernen zu einem wesentlich attraktiveren Angebot geworden ist. Die mobile Breitbandtechnologie dringt schnell auch in abgelegene ländliche Regionen vor und ermöglicht den Menschen dort einen Internetzugang. So ist „m-learning“ unter Verwendung von Mobiltelefonen zu einer gängigen Unterrichtsform in sozio-ökonomisch schwachen Gesellschaftsschichten in SSA geworden.

Erwachsenenbildung leicht gemacht

Offener Fernunterricht (Open Distance Learning, kurz: ODL) wird schon seit geraumer Zeit als Mittel zur Ausweitung des Zugangs verfolgt. ODL-Universitäten bieten integrative, bedarfsgerechte Bildung. Sie gelten allgemein als wirksames Instrument der sozialen Entwicklung und werden von Organisationen wie der UNESCO unterstützt. Was die meisten von ihnen gemeinsam haben, sind ihre im Vergleich zu anderen Hochschulen relativ niedrigen Zulassungsstandards. Die meisten, aber nicht alle, erheben Studiengebühren für ihre Programme, die von kurzfristigen Diplom- und Zertifikatskursen bis hin zu vollwertigen Bachelor-, Master- und Doktorandenprogrammen reichen. Viele ODL-Einrichtungen verfolgen ein Blended-Learning-Modell, das verschiedene Formen der Fernlehre mit Nachhilfeunterricht in Studienzentren kombiniert, die den Studierenden auch Zugang zu Bibliotheken, Computern und Videokonferenzeinrichtungen bieten. Flexible Zeitpläne ermöglichen es sowohl Erststudenten als auch berufstätigen Erwachsenen, sich weiterzubilden, selbst in abgelegenen, unterversorgten Regionen. Darüber hinaus werden Spitzenforschungsuniversitäten in Afrika in der Lage sein, Kosten zu teilen und Ressourcen zu bündeln, indem sie Tools wie gemeinsame digitale Bibliotheken und digitale Kommunikationseinrichtungen nutzen, die dazu beitragen werden, Institutionen auf dem gesamten Kontinent in transnationalen Forschungsclustern zu verbinden.

Ist teuer gleich gut?

ODL wird oft als minderwertig abgetan und als Gegensatz zu teuren Privathochschulen gesehen. Offene Universitäten wurden jedoch nicht als Zentren akademischer Exzellenz konzipiert. Sie wurden vielmehr entwickelt, um Bildung für die breite Masse zu niedrigen Betriebskosten zu ermöglichen. ODL ist keine Lösung für die Schaffung von Bildungssystemen der Weltklasse, aber er spielt eine wichtige Rolle für den Zugang zu Millionen von Studieninteressierten und ist zu einem festen Bestandteil vieler Bildungssysteme geworden. Es muss jedoch eingeräumt werden, dass die Qualität der Anbieter von Fernunterricht im Allgemeinen sehr unterschiedlich ist. Deshalb braucht es Stellen, die ODL-Einrichtungen prüfen – und auch diese gibt es (in kleiner Anzahl) bereits. Es wäre deshalb ein Fehler, alle ODL-Einrichtungen als minderwertig abzutun.

Der goldene Mittelweg

In Entwicklungsländern reicht die Bereitstellung von Technologie und digitalen Inhalten allein sicherlich nicht aus, um Schüler:innen für digitales Lernen zu motivieren. Hybride Ansätze sind vielleicht das vielversprechendste und qualitativ hochwertigste Modell. In Zukunft werden Pädagog:innen und politische Entscheidungstragende überprüfen müssen, wie Online-Lernen am besten konzeptualisiert und eingesetzt wird, wie die Bereitstellung und der Inhalt von Online-Kursen verbessert und sie gleichzeitig interaktiver und relevanter für den lokalen Kontext gemacht werden kann. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die folgenden Generationen, die mit mobilen Geräten aufgewachsen sind und einen großen Teil ihrer sozialen Interaktionen online abwickeln, der digitalen Bildung gegenüber aufgeschlossener sein werden.  

Best Practice

Die meisten Regierungen in Afrika verfolgen inzwischen eine Politik, die die Verbreitung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und digitalem Lernen fördert. Die kenianische Regierung beispielsweise startete 2016 ein Programm für digitales Lernen, um die Grundschulbildung zu digitalisieren. Bis März 2018 wurden mehr als eine Million Laptops und Tablets mit interaktiven digitalen Inhalten an 19.000 öffentliche Schulen geliefert. Darüber hinaus gibt es einige ambitionierte Projekte, die den Zugang zu Bildung fördern:

1. OER Africa ist eine Initiative, die vom South African Institute for Distance Education ins Leben gerufen wurde. Sie operiert in ganz Afrika und spielt eine führende Rolle bei der Unterstützung von Hochschuleinrichtungen bei der Entwicklung und Nutzung von Open Educational Resources (OER) zur Verbesserung von Lehre und Lernen. Weitere OER-Organisationen und Projekte hat OER Africa hier zusammengestellt.

2. Skills for a Changing World” zielt darauf ab, Bildungsmöglichkeiten für diejenigen zu schaffen, die derzeit von der nachschulischen Bildung ausgeschlossen sind, und zwar sowohl auf der Ebene der allgemeinen und beruflichen Bildung als auch auf der Ebene der Hochschulbildung. Neben der Vorbereitung auf ein weiterführendes Studium zielt das Programm auch darauf ab, die Studierenden auf die Arbeitswelt vorzubereiten, indem es sich auf die Entwicklung allgemeiner Fähigkeiten konzentriert, die für ein erfolgreiches Arbeiten in der heutigen Wirtschaft unerlässlich sind.

3. African Storybook“ stellt freier Zugang zu Bilderbüchern in den Sprachen Afrikas zur Förderung der Lese- und Schreibfähigkeit, der Freude und der Fantasie der Kinder.

In a nutshell

E-Learning hat zweifellos eine Reihe von Vorteilen gegenüber dem Lernen vor Ort: Es entfallen die Kosten für gedrucktes Lehrmaterial und die Notwendigkeit einer physischen Infrastruktur, sodass es auch in Regionen angeboten werden kann, in denen eine solche Infrastruktur nicht vorhanden ist. Dadurch können nicht nur die Kosten für die akademischen Einrichtungen gesenkt werden, sondern auch für die Studierenden, die oft weite Wege zu Schulen und Universitäten in Regionen wie SSA zurücklegen müssen. Online-Unterrichtszeiten sind in der Regel flexibel, und die Kursmaterialien sind jederzeit zugänglich, was das Studium z.B. für berufstätige Erwachsene erleichtert. Digitale Bibliotheken bieten Zugang zu Literatur, wo es keine physischen Bibliotheken gibt. Entscheidend ist, dass E-Learning nicht durch die Größe physischer Klassenzimmer begrenzt ist – Online-Kurse können von einer unbegrenzten Anzahl von Studierenden rund um den Globus besucht werden. Da der Zugang zu Elektrizität und Breitbandinternet zunimmt, wird die Online-Bildung schnell für ein immer größeres Publikum zugänglich werden. Und die Verteilung von preiswerten Tablets an Studenten ist immer noch billiger als der Aufbau von Einrichtungen in Form von Gebäuden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass akademische Einrichtungen und Regierungen in SSA und Südasien zunehmend das Online-Lernen als vergleichsweise kostengünstige Investition in die Entwicklung des Humankapitals fördern. Des Weiteren helfen offene Bildungsangebote den Zugang zu Bildung trotz Bedenken hinsichtlich der Bildungsqualität und der sozialen Gleichheit zu verbessern. Sie werden als rationelles, kosteneffizientes Mittel zur Erweiterung der Bildungschancen wahrgenommen. Trotz anhaltender technologischer Hindernisse übernehmen Regierungen und akademische Einrichtungen in SSA zügig digitale Lernmodelle. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen und Trends kann davon ausgeganen werden, dass die digitale und die offene Bildung in diesen Regionen zunehmend Einzug finden wird.


Quellen:

OER Africa

Unlocking Education – Open education as an intervention for socioeconomically weaker regions

In recent years, a clear trend towards online education has emerged in African and South Asian countries, even in the face of persistent technological obstacles. Many countries in Sub-Saharan Africa (SSA) and select areas of South Asia face socio-economic challenges marked by low income, housing disparities, and limited access to quality education and training. According to UNESCO estimates from 2016, one in five children worldwide, predominantly in developing countries, did not have access to education. This crisis could worsen as Africa’s youth population is projected to double to 830 million by 2050 and the situation is aggraving after the COVID-19-pandemic. Educational systems in these regions often struggle to accommodate this growth, with limited resources allocated for education. In this context, open and digital education is gaining traction as a means to provide more accessible quality education.

Building education – A matter of costs

Constructing schools and universities is futile in the long term if governments cannot sustain their operational costs. Many educational systems in developing regions suffer from chronic underfunding, a situation that may exacerbate as these systems expand and become more costly to manage. Despite relatively significant budget allocations for education compared to international standards, SSA governments are increasingly turning to open and digital education to address capacity gaps. Compared to traditional brick-and-mortar facilities, digital learning, facilitated by digital terminals and free applications, offers a flexible and cost-efficient alternative. While the pedagogical effectiveness remains to be fully assessed, digital and open education in developing countries holds promise from an educational economics perspective.

Bridging the Gap – The Promise of digital learning

What makes digital and open education appealing in SSA and South Asia is the adaptability of these educational systems. Unlike Western European systems with deeply ingrained traditions, these relatively young systems face the challenge of establishing schools as central hubs for compulsory education and improving educational attainment rates, which currently lag far behind those in Europe and North America. However, technological infrastructure barriers hinder participation in online education formats in many developing regions. The digital divide is particularly pronounced in Africa, where Internet penetration trails behind other regions globally. While urban areas see greater mobile device adoption and mobile broadband access, many remote rural areas still lack private access and rely on public facilities like schools, universities, and internet kiosks equipped with satellite terminals and often powered by solar energy. Nevertheless, the proliferation of smartphones in recent years has made digital learning more enticing. Mobile broadband technology is extending its reach into remote regions, making “m-learning” through cell phones a common form of instruction in socio-economically disadvantaged strata in SSA.

The Hybrid Approach – Blending Tradition and Technology

In developing countries, simply providing technology and digital content is insufficient to engage students in digital learning. Hybrid approaches that blend online and traditional methods may offer the most promising and highest quality model. Educators and policymakers must examine how to conceptualize and deploy online learning effectively, enhancing its delivery and content to align with local contexts and ensure interactivity. The generations growing up with mobile devices and online social interaction are likely to be more receptive to digital education.

Overcoming Technological Barriers

Open Distance Learning (ODL) has long been pursued as a means of expanding access to education. ODL universities offer inclusive, demand-driven education and are recognized as effective tools for social development. They typically have lower admission standards compared to traditional universities and offer a range of programs from short-term diplomas to full-fledged bachelor’s, master’s, and doctoral degrees. Many ODL institutions employ a blended learning model, combining various forms of distance learning with tutoring at study centers equipped with libraries, computers, and videoconferencing facilities. This flexibility caters to both first-time students and working adults, even in remote underserved regions. Furthermore, top research universities in Africa can collaborate, share costs, and pool resources through shared digital libraries and communication tools, fostering transnational research clusters.

Quality and Quantity of Distance Learning

ODL, while not originally intended to rival prestigious private universities in terms of academic excellence, serves a vital purpose in widening access to education, especially in regions facing economic challenges. While the quality of ODL institutions can vary significantly, dismissing them outright overlooks the substantial contributions they make to education accessibility. Many ODL universities have evolved over the years to offer rigorous and relevant educational programs that align with the needs of their students and industries. Accrediting bodies, although limited in number, play a key role in ensuring that ODL institutions maintain quality standards. These bodies can help evaluate and recognize the institutions that demonstrate a commitment to excellence in education. Ultimately, ODL represents a flexible and cost-effective means of expanding educational opportunities, particularly in regions with resource constraints. In this context, they have the potentail to complement traditional educational models and offer a pathway to learning for individuals who may otherwise be left behind.

Shaping the Future with Pioneer Projects

Many African governments are now actively promoting the adoption of information and communication technologies (ICT) and digital learning. For instance, the Kenyan government launched a digital learning program to digitize primary education, delivering over a million laptops and tablets with interactive digital content to public schools. OER Africa focuses on using Open Educational Resources (OER) to enhance teaching and learning across the continent. African Storybook offers free access to picture books in African languages to promote children’s literacy and imagination.

E-learning offers numerous advantages over traditional learning, from reduced costs to increased accessibility, flexibility, and scalability. As electricity and broadband access expand, online education becomes accessible to a broader audience, making it an attractive investment in human capital development for governments and academic institutions in SSA and South Asia. Overcoming persistent technological challenges needs to be addressed so that digital and open education can develop their full potential.

Umfragen in (digitalen) Lehr-/Lernsettings: Alternativen zu Doodle

Umfragen & Didaktik

Die digitale Lehre über Zoom o.Ä. kann schnell passiv und eintönig werden. Um die Übertragung des Frontalunterrichts ins digitale Format zu vermeiden und die Hemmschwelle zur Beteiligung in der digitalen Lehre abzubauen, können bei den gängigen Videokonferenztools Umfragetools als didaktisches Mittel integriert werden. Diese können flexibel eingesetzt werden und sind ein einfaches Mittel zur Aktivierung der Lernenden. Klassischerweise werden Umfragen in der Lehre zur Wissens- oder Meinungsabfrage genutzt. So kann mithilfe von Online- oder Live-Umfragen im Unterricht in Echtzeit Wissen überprüft oder Meinungen eingeholt werden. Diese Form der Interaktivierung eignet sich offline wie online vor allem, um die Großgruppe oder das Plenum einzubinden. Der Vorgang ist einfach: Die Umfragen können vorab oder live in der Sitzung erstellt und freigeschaltet werden, die Befragten antworten über das Klicken eines Links oder QR-Codes via Smartphone oder Rechner. Dabei kann die Videokonferenzleitung entscheiden, ob anonym abgestimmt oder die Namen der Teilnehmenden für alle oder nur für sich selbst sichtbar sein sollen. Die Ergebnisse der Umfrage werden in Echtzeit ausgegeben. Darüber hinaus können Umfragetools bei der klassen- oder kursinternen Terminplanung eingesetzt werden oder bei der Themenvergabe für Hausarbeiten, Präsentationen oder Referate helfen. Auch das Echtzeit-Fragen-stellen über eine Twitterwall bietet eine gelungene Abwechslung. Formate wie Tweedback sammeln digital Fragen, auf die Dozierende später eingehen können. Schlagworte-Sammlungen und Ideen lassen sich mit Tools wie Oncoo als digitale Kartenabfragen gestalten – dies funktioniert ganz ähnlich wie das analoge Sammeln von Themen auf Moderationskarten. Bei der Integration von Umfragetools greifen viele Lehrende auf Doodle zurück.

Kritik an Doodle

Doodle scheint eine einfache Lösung zu sein: Allgemein bekannt und leicht in der Bedienung. Jedoch ist die Plattform in Bezug auf Datenschutz problematisch, denn Doodle hat seinen Sitz außerhalb der EU. Im kostenlosen Doodle-Account sind Umfragen nicht SSL-verschlüsselt, d.h. personenbezogene Daten werden transparent übertragen und nicht vor externen Zugriffen geschützt. Zudem erlaubt Doodle Werbeanzeigen von Google (AdSense) in seinen Umfragen. Spätestens wenn es um die Nutzung im schulischen Kontext und die Online-Sicherheit von Kindern und Jugendlichen geht, wird es also kritisch. Deshalb stellen wir im Folgenden sichere Alternativen vor, die kostenlos und zum Teil offen sind. Merke: Kostenlos und offen sind nicht unbedingt das gleiche.

1. Pingo

Die Open-Source-Anwendung Pingo wurde von der Universität Paderborn entwickelt und kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit dem in Deutschland gehosteten Tool können einfache Umfragen erstellt werden, um den Wissensstand abzufragen oder Feedback einzuholen. Da es sich um ein Hochschulprojekt handelt, bieten die Betreibenden hier auch selbst didaktische Hinweise zur optimalen Einbindung des Tools in der Lehre an.

2. LamaPoll

Mit dem Umfrage-Tool LamaPoll können neben einfachen Umfagen und Abstimmungen auch Terminfindungs- und wissenschaftliche Fragebögen erstellt werden. Der Dienst ist DSGVO-konform und sammelt keine IP-Adressen oder sonstige personenbezogene Daten.

3. Nuudel

Das nicht trackende Umfragetool Nuudel wird vom gemeinnützigen Verein Digitalcourage e.V. kostenlos angeboten und kann vor allem für Meinungsbilder und Abstimmungen genutzt werden. Nuudel basiert auf der freien Software Framadate und läuft auf der Hardware des Vereins. Server und Software sind vor externen Zugriffen geschützt und es werden keine IP-Adressen gespeichert, sondern nur die Antworten in den Umfragen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und statt einer E-Mail-Adresse kann etwas Beliebiges eingetippt werden.

4. Tweedback

Auch das Umfrage-Tool Tweedback kann anonym genutzt werden, da sich Nutzende nicht mit einer E-Mail-Adresse anmelden müssen und keine IP-Adressen dauerhaft gespeichert werden. Stattdessen werden nur die nötigsten Daten auf den in Deutschland stehenden Servern gespeichert. In der Grundversion bietet Tweedback die Funktionen Chatwall, Quiz und Panikbutton.

Diese Funktionen haben wir genauer in einem Tutorial auf YouTube erklärt. Darin stellen wir euch die Umfragetools Tweedback, Pingo und Kahoot! vor und vergleichen sie anhand ihres Nutzungsumfangs, der DSGVO-Konformität und Verwendungsmöglichkeiten.

Ihr wollt euch lieber selbst einen Überblick verschaffen? In unserer Toolbox könnt ihr die genannten Umfragetools und noch viele mehr vergleichen und nach verschiedenen Funktionen filtern.

Kriterien für gute OER

In unserem letzten Beitrag haben wir verschiedene Finanzierungsmodelle für offene Schulbücher vorgestellt und gezeigt, wie einfach es sein kann, Open Educational Ressources (OER) in den Schulalltag zu integrieren. Doch in Bezug auf Schulbücher herrscht noch immer Skepsis auf seiten der Lehrkräfte: Gegenüber lektorierten Schulbüchern wird teilweise Qualitätsverlust befürchtet, denn es gibt keine übergeordnete Instanz (wie üblicherweise das Verlagswesen), die die OER-Materialen mit Expertise prüft. Wobei hier angemerkt werden muss, dass es bei der Verlagsprüfung zum größten Teil nur darum geht, ob die Schulbücher Lehrplan-konform sind2. An die Stelle von Verlagsmitarbeitenden treten bei offenen Lehrmaterialien Mitglieder von Online-Communities, die ihr fachliches und didaktisches Wissen teilen, um bestehendes Material zu bewerten und bestimmte Materialien zu identifizieren, die für eine genauere Prüfung in Frage kommen. Die Qualität der OER-Materialen leitet sich von den Grundgedanken der offenen Denkweise ab und lässt sich anhand folgender OER-spezifischer Qualitätskriterien einschätzen:

  1. Niedrigschwelligkeit

OER sollte einfach zu erreichen und zu verstehen sein. Inhaltlich werden die Materialen durch einfache Sprache und Formate, die mehrere Sinne ansprechen (z.B. Video mit Untertiteln) niedrigschwellig gestaltet. Die zeitliche und räumliche Niedrigschwelligkeit der OER-Materialen wird durch die Dezentralität des Internets gewährleistet. Auf die Materialien kann zu jeder Zeit von jedem Ort aus zugegriffen werden, sofern ein Internetanschluss vorhanden ist.

2. Zugänglichkeit

Doch die Bereitstellung von Bildungsmaterialien und -angeboten online ist nur der erste Schritt. Der Zugang zu Bildungsmaterialien wird immer noch häufig durch kostenpflichtige Angebote und die Bedingung der Registrierung eingeschränkt oder zumindest erschwert. Gleiches gilt für die Bereitstellung von Materialien in ausschließlich proprietären und geschlossenen Dateiformaten (z.B. ein Arbeitsblatt nur als PDF). Der Zugang zu OER sollte daher unverbindlich und voraussetzungslos sein und im Idealfall auch kostenlos, um alle zu erreichen. Genauer gesagt muss es unterschiedliche Zugänge zu den Lerninhalten geben sowie verschiedene Lehrformate.

3. Anpassbarkeit

Haben Lehrende nun online offene Lehrmaterialien gefunden, stehen sie nach wie vor vor dem Problem, dass diese oftmals für ihre Zwecke nicht hundertprozentig passen und entweder vom Layout her, inhaltlich oder im Dateiformat angepasst werden müssen. Je nach Lizenzform ist die Freiheit der Nutzbarkeit aber ziemlich eingeschränkt (z.B. CC BY-ND, also Namensnennung und keine Bearbeitung als Vorgabe). Andere Lizenzformen der Creative Commons (z.B. CC ZERO) erlauben die Anpassung, das Remixen und Verwenden von Teilen anderer offener Materialien zum Erstellen neuer OER. Die idealen Lizensierungsformen für OER sind deshalb CC ZERO, CC BY und CC BY-NC, da sie am offensten sind und so den größten Gestaltungsraum bieten.

4. Sicherheit

Um die OER rechtssicher nutzen zu können, sollten sie sichtbar und korrekt mit einer Lizenz (z.B. einer CC-Lizenz) ausgezeichnet werden. Denn fehlende Angaben haben zur Folge, dass sie nicht verwendet werden können bzw. dürfen. Werden Quellen hingegen sorgfältig angegeben und Änderungen am Ausgangsmaterial so dokumentiert, dass sie für alle Nutzenden einsehbar sind, wird die langfristige Nutzung und Weiterentwicklung ermöglicht. Bei der eindeutigen und vollständigen Angabe von Nutzungsrechten lassen sich OER-Materialien bedenkenlos nutzen.

Kurz gesagt: OER sollen einfach zugänglich und einfach und rechtssicher zu nutzen, sowie flexibel und anpassbar sein, Zeit und Kosten sparen und Bildungsgerechtigkeit fördern.

Dieses Thema wurde bereits vielfach diskutiert – hier haben wir vertiefende Informationen zusammengetragen:


Quellen:

1 https://wb-web.de/material/medien/qualitat-von-offenen-bildungsmaterialien-einschatzen.html

2 https://www.bpb.de/mediathek/video/234998/oer-erklaert-ueber-die-qualitaet-der-materialien/

Von Open Access bis Open Source: Definitionen von Openness in verschiedenen Feldern

Openness ist eine Bewegung und ein Leitgedanke, der aus dem Softwarebereich stammt und mittlerweile in einer Vielzahl weiterer Themen- und Tätigkeitsfelder Einzug gehalten hat. Wir stellen ausgewählte Themenbereiche und die Bedeutung von Openness darin vor. 

Open Source

Open Source ist eine Bewegung, eine Denkweise und eine Art des Arbeitens. Angefangen in der Open Source Software (OSS), geht sie nun weit über diesen Bezugsrahmen hinaus, um neue Wege zu Problemlösungen in Communities und Brachen zu lösen. Open Source wird oftmals auch synonym mit Open Source Software und Open Source Hardware benutzt.

Open Source Software

Der Begriff Open Source geht ursprünglich auf die Open Source Software (OSS) zurück. OSS beschreibt einen der Öffentlichkeit zugänglichen Code, der verändert und geteilt werden kann, d.h. die Software wird unter einer offenen Lizenz veröffentlicht, sodass der Quellcode allen Nutzer:innen angezeigt oder von diesen verändert werden kann. Solche Software setzt auf Transparenz, gemeinsame Entwicklung und Peer-Review. Vorteile der offenen, dezentral und kollaborativ entwickelten Software sind die oftmals deutlich geringeren Kosten sowie ihre Flexibilität und Langlebigkeit. Der frei zugängliche Quellcode wird durch Peer-Review-Prozesse stetig geprüft und verbessert. Alle Änderungen sind transparent und können überprüft und verfolgt werden. Durch kontinuierliche Aktualisierung des Codes durch die Community können Fehler schnell gefunden und behoben werden. Die Community stellt dabei allen ihre Ressourcen, Hilfen und Perspektiven zur Verfügung. Gehostet werden Open Source Projekte oft auf GitHub. Weitere bekannte Open Source Projekte sind z.B. Linux, Ansible und Kubernetes.

Entstehung: Peer-Review und offene Feedbackprozesse

In Internetforen konnten Programmierende erstmals weltweit in gemeinsamen Austausch treten und ihre Quellcodes untereinander austauschen und gegenseitig weiterentwickeln. Sie nutzten die offene und kollaborative Umgebung, die offene Feedbackprozesse begünstigten, und schafften im Austausch neue Standard für offene Kommunikation und Kollaboration.
Zunächst war bei OSS die Rede von freier Software – basierend auf der Freiheit die Software nach Belieben nutzen zu können. Doch dies verursachte einige Verwirrungen bei der Bedeutung von „frei“ und „offen“, sodass es Ende der 1990er Jahre zu der endgültigen Trennung der Begrifflichkeiten kam. Freie Software meint heute aber nicht mehr das gleiche wie Open Source, denn bei freier Software dürfen nur die Besitzer auf ihren sonst geschlossenen Quellcode zugreifen. Dieser ist nicht für die Community für Änderungen freigegeben. Open Source hingegen verzichtet auf solch eine Anbieterbindung und steht nicht vorrangig für die Debatten um Nutzerfreiheit, sondern hauptsächlich für methodische, produktionstechnische und geschäftliche Aspekte der freien Software.

Open Source Hardware

Open Source Hardware (OSH) verfolgt ebenfalls das Prinzip und die Werte der Open Source Software. Es handelt sich hierbei um Hardware, die nach offenen oder freien Bauplänen konstruiert wird, d.h. die Baupläne werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sodass diese nicht nur eingesehen werden können, sondern auch geteilt, weiterverarbeitet und für verschiedene neue Zwecke angepasst werden können. Bei Veränderungen werden auch hier Komponenten bevorzugt, die offen lizensiert sind.

Open Government und Open Data

Die beiden häufig synonym verwendeten Begriffe Open Government und Open Data stammen aus dem Bereich der Politik und Verwaltung und stehen für eine Bewegung zur Bereitstellung von Behördendaten für die Nutzung der demokratischen Öffentlichkeit.

Open Government

Open Government ist ein demokratischer Ansatz für beteiligungsorientierte Chancen der Zivilgesellschaft im Bereich der Politik und Verwaltung. Gemeint ist die Öffnung von Regierung und Verwaltung – oder genauer gesagt die Offenlegung derer Daten – für die Bürger:innen des Staats. Diese Öffnung soll neben Teilhabe auch Transparenz und neue Kooperationsformen von Staat, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft schaffen, die neu geknüpften Bande intensivieren und damit auch zu einer Stärkung der gemeinsamen Interessen und Belange sowie legitimeren politischen Entscheidungen führen. Diese Ziele finden sich auch in den vier inhaltlichen Säulen wieder, die die Open Government Bewegung tragen: Bürgerbeteiligung, Transparenz, Korruptionsbekämpfung und Rechenschaftslegung. Dafür müssen aber nicht nur die Daten offengelegt werden. Voraussetzung für dieses strategische Vorhaben, das nicht nur die Demokratie stärken, sondern auch die Effizienz in der Verwaltung steigern soll, ist die kollaborative Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, der Transparenz bei allen Entscheidungen und Handlungen zugrunde liegt. Kurz gesagt: Es geht darum Verwaltung und Regierung mit Web 2.0-Technologien und einer offenen Denk- und Handlungsweise offener und damit transparenter, partizipativer und kooperativer zu machen.

Open Data

Die Open Government Bewegung beruht auf dem Konzept von Open Data. Open Data sind Daten von allgemeinem öffentlichem Interesse, die frei zugänglich gemacht werden und frei weiterverbreitet und -verarbeitet werden dürfen. Im Fokus stehen vor allem amtliche Daten, wie Statistiken, Karten, Gesetze, Gerichtsurteile und andere Dokumente und Informationsträger (Open Government Data). Ausgenommen sind personenbezogene oder weitere dem Datenschutz unterliegende Informationen. Der Ansatz beschränkt sich aber nicht nur auf die öffentliche Verwaltung, sondern beinhaltet auch Daten von Hochschulen, Non-Profit-Institutionen und privatwirtschaftliche Unternehmen. Insgesamt beschreibt Open Data sämtliche Daten. In der Praxis sollen die Daten möglichst einfach und strukturiert ohne rechtliche Einschränkungen maschinenlesbar mithilfe von Web 2.0-Anwendungen zugänglich gemacht werden. Auch hier ist wieder das Ziel gesetzt die Verwaltungstransparenz und die gesellschaftliche Kontrollfunktion zu erhöhen.

Open Access

Der Open Data Anspruch, Daten und Erkenntnisse frei teilen und nutzen zu können, führte zur Entstehung der Open-Access-Bewegung, die öffentliche Forschung der Allgemeinheit frei zugänglich machen möchte. Open Access (OA) bedeutet freier und kostenloser Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, wie Literatur, peer-reviewte Forschungsergebnisse oder andere Materialien für alle Interessierten weltweit. Bei Open Access Dateien handelt es sich stets um Online-Publikationen, da die Forschungsergebnisse im Internet flexibler und freier nutzbar sind. Die OA-Bewegung entstand in den 1990er Jahren mit der Begründung, dass bisherige Publikationsstrukturen zu einer Privatisierung des von der Allgemeinheit finanzierten Wissens geführt haben. Neben finanziellen Aspekten sprechen ebenfalls eine schnelle Relevanzprüfung, die Ermöglichung und Beschleunigung wissenschaftlicher Zusammenarbeit und bessere Auffindbarkeit der OA-Publikationen für das Konzept, um Wissen zu teilen und voranzutreiben.

Publizieren und Lizensieren 

Wird eine wissenschaftliche Arbeit unter OA-Bedingungen publiziert, erlangt jede:r mit Internetzugang die Möglichkeit und Erlaubnis diese kostenfrei zu nutzen, also zu lesen, zu speichern, herunterzuladen, zu verlinken usw. Weitere Nutzungsrechte zur freien Nutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder Veränderung der Publikation werden über freie Lizenzen geregelt. Grundsätzlich geschieht dies unter Creative-Commons-Lizenzen (CC-Lizenzen). Die freiste Form der CC-Lizenzen, welche allein dem OA-Anspruch entspricht, ist die sog. CC-BY-Lizenz, die sicherstellt, dass die Autor:innen rechtlich abgesichert und immer als Urheber:innen der Arbeit genannt werden.
Es gibt zwei grundlegende Wege des OA-Publizierens: den goldenen Weg (Gold OA) und den grünen Weg (Green OA).

Goldener Weg

Bei goldenem OA erscheint die Publikation in der endgültigen Fassung unmittelbar und direkt in einem Open Access Medium, wie z.B. Bücher oder OA-Zeitschriften, die Peer-Review-Verfahren einsetzen. Dabei fallen für die Autor:innen häufig Publikationsgebühren an. Werden diese von Verlagen übernommen, spricht man von Diamond Open Access – der einfachsten und am fairsten wahrgenommenen OA-Form. Auf dem goldenen Weg besteht für Autor:innen auch die Möglichkeit des hybriden OA, bei dem sie ihre Werke bei Verlagen “freikaufen” können. In diesem Fall verdienen Verlage doppelt.

Grüner Weg

Bei grünem Open Access wird die endgültige Fassung einer Publikation nicht frei zugänglich veröffentlicht. Stattdessen kommt es neben der Verlagsversion zu Parallelveröffentlichungen, Zweitveröffentlichungen oder Selbstarchivierungen auf privaten oder institutionellen Websites der Autor:innen. So entstehen für diese keine Kosten, wenn sie ihre Arbeit kostenfrei zur Verfügung stellen. Bei solchen grün publizierten Dokumenten handelt es sich meist um Pre- oder Postprints, die den Verlagen als Kopie eingereicht wurden.

Open Science und Open Education

Kommen wir abschließend auf den Bildungsbereich zu sprechen. Open Science wird häufig synonym mit Open Access verwendet und meint eine kollaborative Wissens- und Wissenschaftspraxis, bei der Forschungsdaten, Laborberichte und andere Forschungsprozesse frei zugänglich sind. Daten, Dokumente und weiteres Material wird zur Wiederverwendung, Weiterverbreitung und Vervielfältigung veröffentlicht, um Wissen und Forschung sowie die ihr zugrundeliegenden Daten, Methoden und Konzepte weiterzuentwickeln und voranzutreiben. Ähnlich sieht es im Bereich der Open Education aus, der das Ziel verfolgt Bildung frei verfügbar zu machen. Allerdings beschränkt sich Open Education in Bezug auf freien Zugang zu Bildung nicht nur auf internetgestützte Wissensvermittlung mithilfe freier Lehrmittel (OER) – und ist damit auch nicht mit E-Learning-Prozessen gleichzusetzen-, sondern ist ebenfalls als Bewegung oder Konzept zur Entwicklung von Modellen, die allen Menschen die Teilhabe an Bildung ermöglichen, zu verstehen. 

Weiterführende, ausführliche Informationen zu Openness im Bildungsbereich haben wir in den folgenden Beiträgen zusammengestellt:

Bündnis Freie Bildung

OESA ist seit August 2020 Mitglied im Bündnis Freie Bildung – was bedeutet das?

Über das Bündnis

Das Bündnis Freie Bildung ist treibende Kraft in der deutschsprachigen OER- Community. 2014 gründete es sich aus einer Initiative von Creative CommonsOpen Knowledge Foundation Deutschland und Wikimedia Deutschland zur Förderung des Themenfeldes offener und freier Bildung.

Im Bündnis schließen sich mittlerweile über zwanzig Organisationen, Institutionen und Vereine sowie zahlreiche Einzelpersonen zusammen, um sich für freie Bildung, frei zugängliche Bildungsmaterialien, offene Bildungspraktiken und offene Lizenzen in der Bildung einzusetzen – und damit politische Entscheidungen und gesellschaftliche Diskussionen mitzugestalten. Als Forum und Plattform organisiert das Bündnis deshalb Veranstaltungen, veröffentlicht Positionen, sucht das Gespräch mit Entscheidungstragenden in Politik und Verwaltung, bringt sich aktiv in Diskursen rund um Lehren, Lernen und Bildung ein, mit dem Ziel Bildungsungleichheiten abzubauen und gleichberechtigte Partizipation in einer digitalen, demokratischen Gesellschaft zu fördern.

Das Forum Open Education als Teil des Bündnisses beispielsweise bringt Akteure zusammen, um Strategien zu entwickeln, in den Austausch zu kommen und neue Impulse zu geben. Im Fokus der Arbeit im Bündnis stehen dabei Bildungsmaterialien (Open Educational Resources), Software und Technik (Open Source), Urheberrecht (Open by default), Zugang (Bildung für Alle) und Pädagogik / Didaktik (Open Educational Practices).

OER und OEP

Das Bündnis versteht Open Education „als eine Sammlung von Ansätzen zur Förderung von Bildungschancen, zum Beispiel durch politische Maßnahmen und Policies, der Verwendung offener digitaler Bildungsressourcen oder dem Einsatz offener Kurse im Internet. Dabei ist Offenheit keine absolute, sondern eine relationale Kategorie, die immer im Zusammenhang bestimmter sozialer, politischer, ökonomischer und pädagogischer Kontexte steht.“ Denn Bildung sollte immer zugänglich, partizipativ und demokratisch sein.

Freie Bildungsmaterialien, also Open Educational Resources (OER) können einen Beitrag leisten, dem gesamtgesellschaftlichen Ziel der Bildungsgerechtigkeit näher zu kommen. Sie sind dank offener Lizenzierung für alle ohne nennenswerte rechtliche und technische Hürden mit Freier Software verwendbar. Insbesondere dürfen sie auch verändert, mit anderen Materialien gemischt und wiederveröffentlicht werden. Dies ermöglicht es, Zuschnitt und Umfang von Materialien besser an die Bedürfnisse der Lernenden und ihren jeweiligen Kontext anzupassen, diese aktuell zu halten und sie weltweit legal auszutauschen.

Somit stellen OER Katalysatoren zeitgemäßer Bildung dar, denn sie  ermöglichen nicht nur selbstbestimmtes und demokratisches Lernen und digitale Kollaboration, sondern fördern zudem eine kritische Reflexion zu Medien und deren Nutzung und öffnen den Zugang zu Bildung. Die Einbindung von OER in Lehre und Unterricht, also die Anwendung von Open Educational Practices (OEP), erfordert aber die Qualifizierung und Weiterbildung der Lehrenden, fortwährende Entwicklung didaktischer Lehrkonzepte mit OER und eine entsprechende Finanzierung.

Open Source

Die Nutzbarkeit von Software im Bildungsbereich ist noch immer eingeschränkt. Dabei dürfen Software und Infrastrukturen Lernen und Lehren nicht beschränken, sondern müssen Freiraum geben. Die für freie Bildung verwendete Software sollte grundsätzlich offen, nachhaltig und gestaltbar sein. Open Source Software bietet die Möglichkeit Abhängigkeiten von bestimmten Softwareunternehmen (Lock-in-Effekte) zu vermeiden, Bildungseinrichtungen digitale Souveränität zu ermöglichen und keine zusätzlichen Hürden für den Zugang aufzustellen – und geht somit Hand in Hand mit dem Prinzip offener Bildung, welche viel mehr noch auf eine Standardkonformität für eine vernetzte Infrastruktur angewiesen ist, die nur durch entsprechende Software und Formate realisiert werden kann. Mit dem Blick auf offene Standards, vernetzte Plattformen, Unabhängigkeit und Transparenz bietet offene Software die Möglichkeit für pädagogische Gestaltbarkeit, Anpassung und Änderung für vielfältige Szenarien im Lehrbetrieb.

OESA und das Bündnis

Als Teil des Bündnis Freie Bildung teilen wir dieselben Werte und arbeiten als gemeinnütziger Verein an der Förderung offener Bildung mithilfe offener Software. Beim Forum Open Education 2020 haben unsere Mitglieder Celestine Kleinesper und Katharina Mosene als Co-Autorinnen bei einem Vorschlag zur Umgestaltung von Schulbibliotheken zu offenen Medienzentren mitgewirkt. Die Ergebnisse aus dieser Arbeitsgruppe wurden auf einem Livestream mit anderen Arbeitsgruppen des Bündnisses und Politiker:innen diskutiert.

Weitere Informationen zum Bündnis Freie Bildung: hier.

Quelle: Bündnis Freie Bildung – Positionspapier (Stand Sep. 2018), freigegeben unter CC BY 4.0