Zu Risiken und Nebenwirkungen: (Heraus-)Forderungen der Wirkungsforschung zu OER

Vor dem Hintergrund zeitgemäßer Bildung und steigender Schulbuchkosten nimmt die Diskussion um Open Educational Resources (OER) weiter Fahrt auf (Heimstädt & Dobusch 2017). OER sind offen lizenzierte sowie frei nutz-, veränder- und teilbare Bildungsmaterialien wie z.B. Arbeitsblätter oder auch Lernvideos. Lehrende und Lernende können kostenlos darauf zugreifen und die bereits erstellten und geteilten Materialien Anderer nutzen, ohne jedes Mal das Rad neu erfinden zu müssen oder das Urheberrecht zu verletzen (vgl. OERinfo). So die Idee. 

Doch die politischen und strukturellen Rahmenbedingungen für den Einsatz von OER sind noch stark ausbaufähig (Orr, Neumann & Muuß-Merholz 2017). Ein Grund könnte darin liegen, dass empirische Untersuchungen zu offenen Bildungsmaterialien im deutschsprachigen Raum nur geringfügig vorhanden sind und primär Beschreibungen des Ist-Zustands oder Zusammenhänge umfassen (Bellinger und Mayrberger 2019; Lechtenbörger 2019; Otto 2020b, 2019). Wo bleiben also Forschungsergebnisse zu den Wirkungen von OER? 

Einmal doppelten Idealismus, bitte!

OER wurden im Laufe der letzten Jahre etliche Wirkungen zugeschrieben: Sie sollen Inklusion und Bildungsgerechtigkeit fördern (Otto 2020 a; UNESCO 2013), Kosten verringern sowie Lehrkräfte entlasten (Krug 2019; Bliss, Hilton, Wiley & Thanos 2013). Bisher liegt aber nur wenig empirisches Wissen über OER vor und somit ist nicht hinreichend nachweisbar, dass OER eine tragfähige Lösung für die aktuellen Herausforderungen im Bildungsbereich sind. Als Konzept werden OER deswegen oft genug als idealistische Wunschvorstellung abgetan. 

Wirkungsforschung kann an dieser Stelle ein Instrument sein, um Steuerungswissen zu generieren, evidenzbasierte Forderungen an die (Bildungs-)Politik stellen zu können, auf dieser Grundlage Maßnahmen zu entwickeln und Anreize zu schaffen (Albus & Ziegler 2013; van Akeren, Zlatkin-Troitschanskaia, Binnewies, Clausen, Dormann, Preisendörfer, Rosenbusch & Schmidt 2011). Jetzt sind wir alle überzeugt, oder? Leider funktioniert es in der Praxis nicht ganz so. 

Wirkungsforschung wird im wissenschaftlichen Diskurs teilweise als “positivistisch” bezeichnet (Albus & Ziegler 2013). Es schwingt mit, dass sie gern überschätzt und der Nutzen für die Praxis idealisiert wird. Im worst case werden die Ergebnisse gar nicht genutzt, Graebsch (2018) hat das im Kontext von Wirkungsforschung in der Sozialpädagogik etwas bitter mit “Who cares?” zusammengefasst. Wie kann Wirkungsforschung zu OER also aussehen? 

Die große Blackbox

Wirkungsforschung geht in den meisten Fällen der Frage nach, welches Vorgehen am effektivsten ist, also die höchste Wahrscheinlichkeit hat, ein vorab bestimmtes Ziel zu erreichen (Sager, Hadorn, Balthasar & Mavrot 2021; Zeuner & Pabst 2020; Albus & Ziegler 2013). In der Medizin werden klassischerweise zwei Gruppen verglichen: Eine Gruppe bekommt ein Medikament, die andere ein Placebo. Die Teilnehmenden wissen nicht, ob sie das Medikament oder ein Placebo bekommen und die Wirkungen werden schließlich miteinander verglichen. So lassen sich Aussagen dazu tätigen, welche Wirkung durch welche Medikamentendosis hervorgerufen wird und wie groß diese Wirkung ist. Aber wie “verabreichen” wir OER und ein entsprechendes Placebo? 

Wir bewegen uns mit OER in den Bildungswissenschaften, hier können beispielsweise die Zufriedenheit von Lehrkräften und Schüler:innen, der Lern- und der Transfererfolg,  Kosteneinsparungen im Bildungssektor oder bessere Schulnoten als vorab bestimmtes Ziel untersucht werden. 

Schwierig daran ist, die Wirkungen von OER in einem komplexen Gefüge wie Schule eindeutig zu identifizieren (Zeuner & Pabst 2020). Denn die Rahmenbedingungen in Bildungskontexten (vgl. Rahmenmodelle in Gerecht, Steinert, Klieme & Döbrich 2007) sind Einflussfaktoren, die aufwändig durch statistische Verfahren herausgefiltert werden müssen (Kontrollvariablen), um die Wirkungen auf das vorab bestimmte Ziel OER zuordnen zu können. Hier sprechen wir nicht von nachvollziehbaren biochemischen Reaktionen, sondern von sozialen, emotionalen, kognitiven und kommunikativen Prozessen. Dazu kommt die Herausforderung, dass Aspekte von OER in der Bildungspraxis umgesetzt werden, allerdings ohne, dass die Lehrkräfte ihr Handeln als “OER” labeln, da ihnen der Begriff nicht bekannt ist (Bretschneider, Muuß-Merholz & Schaumburg 2012). Für einige der zugeschriebenen Wirkungen von OER sind demnach keine validen Aussagen zu Ursache und Wirkung möglich, da die Wechselwirkungen zu komplex sind. Was sollen wir jetzt also tun? 

Keine Forschung ist auch keine Lösung 

Insgesamt sind OER ein verhältnismäßig junges Forschungsthema, immerhin werden sie erst seit den frühen 2000er Jahren als solche diskutiert und erforscht (Armellini & Nie 2013). Das Erkenntnisinteresse ist groß – besonders wegen der vielen zugeschriebenen Wirkungen. Doch um ergiebige Erkenntnisse zu gewinnen und Antworten zu finden, brauchen wir erst einmal die richtigen Fragen. Otto, Schröder, Diekmann & Sander haben 2020 einige Forschungslücken und Desiderate identifiziert. Darunter der Einbezug etablierter Ansätze und Theorien der Bildungswissenschaft, der empirisch belegten Effekte der OER-Nutzung auf das pädagogische Handeln und die damit verbundene Veränderung der bestehenden Bildungspraxis. Hier könnte man wunderbar anknüpfen und eine öffentliche Übersicht aktueller Forschungsfragen zu OER unter Einbezug aller beteiligten Akteure erstellen. Damit sind u.a. Zivilgesellschaft, wie gemeinnützige Organisationen, die ihre Bildungsressourcen offen zugänglich machen oder welche für ihre Arbeit nutzen, sowie die OER-Communities, Bildungspolitik und Wissenschaft gemeint (vgl. (Bretschneider, Muuß-Merholz & Schaumburg 2012).

Eine weitere Idee besteht in der verstärkten Förderung für OER-Forschung und zwar nicht nur als Methode (Open Access), sondern als Forschungsgegenstand selbst, konkreter: Die Einrichtung von Forschungsgruppen, die breit sichtbar sind (weh mir, du schmerzlich vermisste OER-Map). 

Neben diversen Machbarkeitsstudien (vgl. Blees et al. 2016), Frameworks (vgl. Armellini & Nie 2013; Nikoi, Rowlett, Armellini & Witthaus 2011) und Kategorisierungen von OER (vgl. Kerres & Heinen 2015; Otto, Schröder, Diekmann & Sander 2020) bräuchte es die Entwicklung von OER-Erhebungsinstrumenten, also eine Sammlung von wissenschaftlich fundierten Fragen, die jeweils einem Thema (Konstrukt) zugeordnet werden können. 

Das zahlt auf mindestens zwei langfristige Möglichkeiten ein: Die bestehenden Definitionen von OER, die sich teilweise unterscheiden (Armellini & Nie 2013; Bretschneider, Muuß-Merholz & Schaumburg 2012), können durch diese Instrumente als wissenschaftlicher Konsens abgebildet werden und zur Systematisierung der OER-Forschung beitragen. Darüber hinaus können die Wirkungen von OER über die Zeit nachvollzogen werden (Längsschnitt).

1 Wunschkonzert

Forschung zu OER gibt es vor allem im Hochschulbereich (Otto, Schröder, Diekmann & Sander 2020; Bretschneider, Muuß-Merholz & Schaumburg 2012), dabei wären die Wirkungen von OER besonders im Kontext von Grund- und weiterführenden Schulen interessant. Denn das hier vermittelte Wissen ist deutschlandweit ähnlicher und die Schulklassen heterogener als z.B. ein Seminar über Literatur der Spätromantik an einer Universität (Dumont, Maaz, Neumann & Becker 2014). 

Wirkungen können von verschiedenen Akteuren als positiv oder negativ empfunden werden, und der Einbezug von Forschungsergebnissen zu Wirkungen in politische Entscheidungsprozesse ist u.a. vom Auftraggeber abhängig. Deswegen sollte Wirkungsforschung möglichst unabhängig finanziert und durchgeführt werden. Inwiefern Forschungsergebnisse in Politik und Praxis einbezogen werden, kann daneben durch Wissenschaftskommunikation beeinflusst werden. 

Apropos: OER sind ein interdisziplinäres Thema und Forschung dazu betrifft viele und verschiedene Zielgruppen (Krug 2019; Bretschneider, Muuß-Merholz & Schaumburg 2012; van Ackeren et al. 2011). Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung sollte idealerweise über die wissenschaftliche OER-Filterblase hinausgehen und von der Forschung für verschiedene Zielgruppen zugänglich gemacht werden. Das bedeutet, wissenschaftliche Ergebnisse nicht nur mit einer offenen Lizenz im Internet hochzuladen, wo es vor allem andere Wissenschaftler:innen erreicht, sondern zusätzlich dafür zu sorgen, dass die Informationen für verschiedene Zielgruppen aufbereitet werden, z.B. indem mehrere Sinne angesprochen werden, die Ergebnisse in Podcasts diskutiert oder in einer öffentlichen Diskussion vorgestellt werden. So können Transparenz und Partizipation an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis gefördert werden. 

Mit der Forschung allein ist es nicht getan, es fehlen evidenzbasierte Handlungsempfehlungen und Implementationsstrategien, die aus den Forschungsergebnissen abgeleitet werden können (Otto, Schröder, Diekmann & Sander 2020) und die bisher nur vereinzelt und für sehr spezifische Kontexte vorliegen (z.B. Heimstädt & Dobusch 2017). Hierfür braucht es eine (öffentliche) Diskussion zwischen Wissenschaft, Politik und Bildungspraxis. 

Und zu guter Letzt: Ich greife hier meinen Artikel von 2020 bei OERinfo auf, der den Titel “Wirkungsforschung zu OER” trägt. OER sind ein Teil von Open Educational Practices, kurz: OEP (vgl. Bellinger & Mayrberger 2019; Cronin & MacLaren 2018), die offene Pädagogik (Wiley & Hilton 2018; Armellini & Nie 2013), offene Software und vieles mehr (Bretschneider, Muuß-Merholz & Schaumburg 2012) umfassen. Während OER den öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs über Jahre hinweg dominierten, wird sich zunehmend in Richtung OEP orientiert und das sollte auch in der Wirkungsforschung Beachtung finden.

Soweit von meiner Seite. Was sind eure Gedanken, Ideen, Fragen und Wünsche an die Wirkungsforschung zu OER und OEP? 

Quellen

Bellinger, F., & Mayrberger, K. (2019). Systematic Literature Review zu Open Educational Practices (OEP) in der Hochschule im europäischen Forschungskontext. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung. https://doi.org/10.21240/mpaed/34/2019.02.18.X.

Blees, I., Hirschmann, D., Kühnlenz, A., Rittberger, M., Schulte, J., Cohen, N., Massar, T., Heinen, R., Kerres, M., Scharnberg, G., & Khenkitisack, P. (2016). Machbarkeitsstudie zum Aufbau und Betrieb von OER-Infrastrukturen in der Bildung (Stand: Februar 2016). Frankfurt a. M. Verfügbar unter: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0111-pedocs-117154 [letzer Zugriff am 02.08.2023].

Bliss, T. J., Hilton III, J., Wiley, D., & Thanos, K. (2013). The cost and quality of open textbooks: Perceptions of community college faculty and students.

Bretschneider, M., Muuß-Merholz, J., & Schaumburg, F. (2012). Open Educational Resources (OER) für Schulen in Deutschland. Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012.

Cronin, C., & MacLaren, I. (2018). Conceptualising OEP: a review of theoretical and empirical literature in Open Educational Practices. Open Praxis, 10(2), 127–143. https://doi.org/10.5944/openpraxis.10.2.825.

Dumont, H.; Maaz, K.; Neumann, M.; Becker, M.: Soziale Ungleichheiten beim Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I. Theorie, Forschungsstand, Interventions- und Fördermöglichkeiten. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 17 (2014) Suppl.24, S. 141-165. DOI:10.25656/01:12370; 10.1007/s11618-013-0466-1. 

Gerecht, M.; Steinert, B.; Klieme, E.; Döbrich, P.: Skalen zur Schulqualität. Dokumentation der Erhebungsinstrumente. Pädagogische Entwicklungsbilanzen mit Schulen (PEB). Frankfurt, Main: GFPF u.a. 2007.

Graebsch, C. M. (2018). What works? Who cares? Evidenzorientierte Kriminalprävention und die Realität der Jugendkriminalpolitik. Handbuch Jugendkriminalität: Interdisziplinäre Perspektiven, 197-216.

Heimstädt, M. & Dobusch, L. (2017). Perspektiven von Open Educational Resources (OER) für die (sozio-)ökonomische Bildung an Schulen in NRW und in Deutschland.

Kerres, M., & Heinen, R. (2015). Open informational ecosystems: the missing link for sharing educational resources. International Review of Research in Open and Distance Learning, 16(1), 24–39. https://doi.org/10.19173/irrodl.v16i1.2008.

Krug, R. (2019). Aspekte von Open Educational Resources vor dem Hintergrund der Ökonomisierung des Bildungssektors. Verfügbar unter: https://core.ac.uk/download/pdf/270293518.pdf [zuletzt eingesehen am 02.08.2023].

Lechtenbörger, J. (2019). Erstellung und Weiterentwicklung von Open Educational Resources im Selbstversuch. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung. https://doi.org/10.21240/mpaed/34/2019.03.02.X. 

Nikoi, S. K., Rowlett, T., Armellini, A., & Witthaus, G. (2011). CORRE: a framework for evaluating and transforming teaching materials into open educational resources. Open Learning: The Journal of Open, Distance and e-Learning, 26(3), 191-207.

OERinfo – Informationsstelle OER: Was ist OER? https://open-educational-resources.de/was-ist-oer-3-2/ [letzter Zugriff am 02.08.2023]. 

Orr, D., Neumann, J., & Muuß-Merholz, J. (2017). German OER practices and policy—from bottom-up to top-down initiatives. Moskau: UNESCO Institute for Information Technologies in Education.

Otto, D. (2019). Adoption and diffusion of open educational resources (OER) in education: a meta-analysis of 25 OER-projects. International Review of Research in Open and Distance Learning, 20(5), 122–140. https://doi.org/10.19173/irrodl.v20i5.4472. 

Otto, D. (2020a). „Grosse Erwartungen: Die Rolle Von Einstellungen Bei Der Nutzung Und Verbreitung Von Open Educational Resources“. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie Und Praxis Der Medienbildung 2020 (Occasional Papers), 21-43. https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2020.02.26.X.

Otto, D. (2020b). Offene Bildungsmaterialien in der Schule für das Lehren und Lernen in der digitalen Welt: Cui bono? In K. Kaspar, M. Becker-Mrotzek, S. Hofhues, J. König & D. Schmeinck (Hrsg.), Bildung, Schule, Digitalisierung (S. 77–82). Münster: Waxmann. https://doi.org/10.31244/9783830992462. 

Sager, F., Hadorn, S., Balthasar, A., & Mavrot, C. (2021). Die Entstehung und Etablierung der Wirkungsforschung. In Politikevaluation: Eine Einführung (pp. 39-64). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

UNESCO – Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (2013). Was sind Open Educational Resources? Und andere häufig gestellte Fragen zu OER. Bonn. Verfügbar unter: https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-04/Was_sind_OER__cc.pdf [letzter Zugriff am 02.08.2023].

van Ackeren, I., & Zlatkin-Troitschanskaia, O. (2011). Evidenzbasierte Schulentwicklung: Ein Forschungsüberblick aus interdisziplinärer Perspektive. DDS–Die Deutsche Schule, 103(2), 170-184.

Wiley, D. A., & Hilton, J. (2018). Defining OER-enabled pedagogy. International Review of Research in Open and Distance Learning, 19(4), 133–147. https://doi.org/10.19173/irrodl.v19i4.3601.

Zeuner, C., & Pabst, A. (2020). Wirkungen von Bildungsprozessen: messbar oder nachweisbar?. Messbarkeit von Bildungseffekten: Potenziale-Widersprüche-Schieflagen.

Toolsammlungen– eine Übersicht von Übersichten

Mittlerweile gibt es so viele digitale Tools, Apps, Programme und Plattformen für digitales Lehren und Lernen, dass die Auswahl schwer fallen kann. Kommentierte Übersichten, Websites und Toolboxes sollen diese Auwahl erleichtern und Anwendungen besser auffindbar machen. Wir haben einige davon ausprobiert und miteinander verglichen

  1. FindMyTool

FindMyTool entstand als kollaboratives Tool auf Github und umfasst Stand heute über 800 Tools. Die filterbare Sammlung in Form von Kacheln ist auf Deutsch verfügbar, wird stetig erweitert und aktualisiert und lässt Vorschläge zu. Die Nutzung ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich.

2. Digitale Tools – Eine Übersicht

Die Liste von bildung.digital richtet sich speziell an Schulen und Lehrkräfte und ist nach Anwendungsgebieten organisiert. Es werden nur Tools vorgestellt, die von der Redaktion empfohlen werden. Die Liste ist kostenlos und ohne Anmeldung auf Deutsch verfügbar.

3. Portal:Tools

Portal:Tools ist von der Martin Luther Universität Halle für die Hochschullehre als filterbare Tabelle konzipiert und stellt eine große Auswahl entsprechender Tools auf Deutsch vor. Es besteht die Möglichkeit Tools vorzuschlagen und die Nutzung ist kostenlos ohne Anmeldung möglich.

4. Tool-Sammlung

Die digitale Toolsammlung vom Hochschulforum Digitalisierung ist das Ergebnis einer Community-Umfrage. Die Liste umfasst eine Auswahl von Tools für Online-Veranstaltungen und ist nach Anwendungsgebieten organisiert. Die Liste ist kostenlos und ohne Anmeldung auf Deutsch verfügbar.

5. AlternativeTo.net

Auf der Crowd-Sourced Website AlternativeTo.net kann man gezielt nach Alternativen zu einem bestimmten Tool suchen. Die Website zeigt Beschreibungen und Nutzerkommentare zu den einzelnen Tools an und lässt die gelieferte Übersicht an Alternativen nach Plattform, Features und Lizenz filtern. Sie steht kostenlos und ohne Anmeldung auf Englisch zur Verfügung.

Diese Beispiele unterscheiden sich u.a. durch ihren Aufbau und ihre Schwerpunkte wie spezielle Themen oder Lehr-/Lernkontexte. Wir freuen uns über alle Lösungen, die dabei helfen, Tools auffindbar zu machen und sich bewusst und kriteriengeleitetet für oder gegen bestimmte Tools zu entscheiden.

Wie etliche andere OER-Projekte sind einige Übersichten durch Drittmittel finanziert bzw. durch eine Förderlinie befristet, sodass das Hosting evtl. nicht langfristig übernommen werden kann (man denke an die wunderbare OER Worldmap, die leider nicht mehr verfügbar ist). Mit dem Gedanken, eine Übersicht langfristig optimieren und administrieren zu können, ist die OESA-Toolbox im Mai 2020 während des Hackathons “Wir hacken das digitale Sommersemester” vom Hochschulforum Digitalisierung als ehrenamtlich organisiertes und unabhängiges Projekt entstanden. Sie ist als filterbare Übersicht angedacht, mit der gezielt nach Tools, Kategorien, Einstellungen und Funktionen gesucht werden kann. Fehlt ein Tool in der Übersicht, kann ohne Anmeldung und Tracking eine neue Zeile hinzufügt werden und wir ergänzen evtl. leer gebliebene Felder. Wir hosten die Toolbox in Deutschland und haben ergänzend ein Manual mit Ideen zur didaktischen Nutzung unter einer offenen Lizenz (CC-BY-SA) zur Verfügung gestellt.

Mit Blick in die Zukunft wollen wir dabei mitwirken, bestehende Angebote zu optimieren und Schnittstellen verfügbar zu machen. Wir sind z.B. gespannt, wie die nationale Bildungsplattform Lehrende und Lernende bei der Suche und Auswahl geeigneter Anwendungen beraten kann.

Roboter-Workshop in Hamburger Bücherhalle

Wer sich zufällig am Hamburger Hauptbahnhof aufhält, dem fällt das nostalgische rote Backsteingebäude auf, in dem die Zentralbibliothek untergebracht ist. Im ersten Stock stehen Bücherregale, die in perfekt ausgeleuchteten Leseecken verschlungen werden können. Eine Etage tiefer ergibt sich ein anderes Bild, das aber dennoch in das Gesamtbild passt. Denn neben Büchern gibt es hier auch Spiele, Filme, Bastelarbeiten und Roboter. Es ist ein zentraler und öffentlicher Ort, an dem jeder lernen und entdecken kann. Vor kurzem fand hier ein OESA-Workshop statt.

Eine kleine Gruppe von Kindern verbrachte einen Tag damit, mit dem Roboter Thymio zu experimentieren. Der Open-Source-Roboter wurde für Bildungszwecke entwickelt und kann mit verschiedenen Sprachen wie Scratch, Blockly oder Python programmiert werden. OESA-Stipendiat Alex entwickelte ein Konzept auf der Grundlage des Dagstuhl-Dreiecks, das sich auf das spielerische Lernen mit dem Thymio konzentriert und aus drei Teilen besteht: Zunächst sammelten die Kinder in einem Brainstorming-Prozess ihr Vorwissen über Roboter und überlegten, was Roboter eigentlich ausmacht, indem sie bestimmte Aspekte von Robotern definierten.

Es folgte ein praktischer Teil, in dem der Thymio und seine Funktionen erkundet wurden. Zu seinen sechs grundlegenden Verhaltensweisen gehören: der eigenen Hand folgen, Hindernissen ausweichen, sich von anderen Robotern und Menschen wegbewegen (vor allem, wenn diese ihn anschreien), seine Farbe ändern, einer Spur auf dem Boden folgen und auf das Drücken seiner Knöpfe reagieren. Die Kinder entwarfen einen Parkour und testeten, wie er sich unter verschiedenen Bedingungen verhält. Mit großer Experimentierfreude wurden Licht, Lautstärke, Farbe und andere äußere Aspekte variiert und die Ergebnisse eifrig festgehalten. Am Ende dieser Lerneinheit tauschten sich die Kinder aus und reflektierten ihre Erfahrungen.

Im letzten Teil des Workshops stellte Alex den Kindern ein hypothetisches Szenario vor: Die Kinder wurden gebeten, sich zu überlegen, wie es wäre, wenn Lehrroboter den Unterricht in der Schule übernehmen würden und menschliche Lehrer nur noch gelegentlich in die Schule kämen. Sie diskutierten, wie sie sich fühlen würden, was sie vermissen würden und was sich konkret ändern würde.

Die Kinder kamen zu dem Schluss, dass das Szenario seine Möglichkeiten und Herausforderungen birgt. Ein Lehrroboter schien noch zu weit entfernt, um konkrete Eigenschaften (oder Fehler) beurteilen zu können. Nichtsdestotrotz hat dieser Nachmittag ein Umdenken in Bezug auf Schule und Unterricht ausgelöst und wir hoffen, Alex und die Kinder bald wieder im robolab tüfteln zu sehen. Wir freuen uns schon darauf und bedanken uns bei robolab für die tolle Zusammenarbeit.

Weitere Infos zum Projekt und dem robolab findet ihr hier auf der Homepage der Hamburger Bücherhallen.

Weitere Infos zum OESA-Stipendium findet ihr unter Ausschreibungen und im folgenden Artikel.

About Books & Bots – Public Libraries as open learning spaces

Anyone who happens to be at Hamburg’s main train station is sure to spy the nostalgic red brick building that houses the Central Library. On the first floor, there are shelves of books that can be devoured in perfectly lit reading corners. One floor below, a different distinct scene unfolds, yet it seamlessly integrates into the overall ambiance. For in addition to books, there are games, films, handicrafts and even robots. The robolab is a central and public place for everyone to learn and explore. Recently, this institution hosted an OESA workshop.

A small group of children spent a day experimenting with the robot Thymio. The open-source robot was created for educational purposes and can be programmed with different languages such as Scratch, Blockly or Python. OESA fellow Alex developed a concept based on the Dagstuhl Declaration, which focused on learning through play with the Thymio and consists of three parts: First, the children gathered their existing knowledge about robots in a brainstorming session and discussed what actually constitutes robots by defining specific aspects of robots.

This was followed by a practical part in which the Thymio and its functions were explored. Its six basic behaviors include following ones hand, avoiding obstacles, moving away from other robots and humans (especially if they scream at it), changing its colour, following a track on the ground and reacting to pressing its buttons. The kids designed a parkour and tested out how it behaves under different conditions. With great enthusiasm for experimentation, light, volume, color and other external aspects were varied and the results eagerly recorded. At the end of this learning unit, the children shared and reflected on their experiences.

In the last part of the workshop, Alex presented a hypothetical scenario to the children: The children were asked to consider what it would be like if teaching robots took over the lessons at school and human teachers only came to school occasionally. They discussed how they would feel, what they would miss, and what concretely would change.

The kids concluded that the scenario holds its possibilities and challenges. A teaching robot still felt somewhat distant, making it challenging to assess its specific features (and bugs). Nevertheless, it was a day of rethinking school and teaching as it is and we hope to see Alex and the children tinkering in robolab again soon. We are looking forward to it and thank robolab for the great cooperation.

Offene Bildung als Intervention für sozio-ökonomisch schwächere Regionen

Bereits seit einigen Jahren lassen sich in Staaten in Afrika und Südasien Trends hin zur Online-Bildung erkennen – und das trotz anhaltender technologischer Barrieren. Warum das so ist, welche Potentiale offene Bildung für sozio-ökonomische schwache Regionen bergen und wie Herausforderungen dabei überwunden werden können, zeigen wir in diesem Beitrag.

Viele Staaten in Afrika südlich der Sahara (SSA) und einige Regionen in Südasien können aufgrund sozialer und ökonomischer Indikatoren wie geringem Einkommen, stark ungleiche Wohn- und Eigentumsverhältnissen sowie mangelhafter Schul-, Aus- oder Weiterbildungsmöglichkeiten als sozio-ökonomisch geschwächt bezeichnet werden. Nach Schätzungen der UNESCO nahm 2016 weltweit eines von fünf Kindern an keiner Form von Bildung teil. Fast alle dieser Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren lebten in Entwicklungsländern. Diese Krise könnte sich noch verschärfen, denn es wird erwartet, dass sich die Jugendbevölkerung Afrikas bis 2050 auf 830 Millionen Menschen verdoppeln wird. Die Bildungssysteme in diesen Entwicklungsregionen können das oft nicht auffangen, denn es werden nur wenige Ressourcen für Bildung bereitgestellt. Vor diesem Hintergrund gewinnt offene und digitale Bildung als Maßnahme für einen niedrigschwelligeren Zugang zu Bildung stetig an Relevanz.

Eine Frage des Geldes

Der Bau von Schulen und Universitäten nützt langfristig wenig, wenn die Regierungen deren Instandhaltung und laufende Kosten nicht tragen können. Viele Bildungssysteme in Enwticklungsregionen sind bereits chronisch unterfinanziert – eine Situation, die sich weiter zuspitzen kann, wenn die Systeme expandieren und immer teurer in der Verwaltung werden. Finanzierungsprobleme sind in SSA allgegenwärtig, obwohl die Regierungen im internationalen Vergleich relativ große Teile ihres Haushalts für Bildungszwecke ausgeben. Regierungen in einkommensschwachen Ländern sehen in offener und digitaler Bildung zunehmend eine Möglichkeit, Kapazitätslücken zu schließen. Denn verglichen mit dem Bau neuer Einrichtungen in Form von Ziegelsteinen und Mauern stellt digitales Lernen in Form von digitalen Engeräten und kostenfreien Anwendungen eine flexible und effizientere Alternative dar. Inwiefern diese Alternative auch didaktisch sinnvoll ist, bleibt offen, aus bildungsökonomischer Sicht ist digitale und offene Bildung in Entwicklungsländern jedoch sicherlich vielversprechend.

Smartphone-Verbot hier, mobiler Unterricht dort

Was die digitale und offene Bildung in SSA und Südasien zunehmend attraktiver macht, ist die Flexibilität der Bildungssysteme: Es müssen im Gegensatz zu westeuropäischen Bildungssystemen keine historisch entwickelten Strukturen umgewälzt werden. Allerdings besteht in diesen verhältnismäßig jungen Bildungsstrukturen die Herausoforderung, Schule als zentralen Ort verpflichtender Bildung zu etablieren und die Quote der Bildungsabschlüsse zu steigern. Die ist derzeit nicht einmal annähernd im Bereich von Europa und Nordamerika. Digitaler Unterricht könnte hier der Schlüssel zu sein, allerdings wird in vielen Entwicklungsregionen die Teilnahme an Online-Bildungsformaten immer noch durch technologische Infrastrukturbarrieren behindert. Diese digitale Kluft ist besonders in Afrika eine Hürde, denn hier liegt die Internetdurchdringung immer noch weit hinter anderen Weltregionen zurück. Nur 18 Prozent der Haushalte auf dem Kontinent verfügten 2017 über einen Internetanschluss in ihrem Haus, verglichen mit 84,2 Prozent in Europa. Es ist jedoch zu beachten, dass die Internetdurchdringung in Afrika je nach Staat und Region unterschiedlich ist: Während die Mehrheit der städtischen Afrikaner inzwischen über mobile Geräte und Zugang zu mobilem Breitbandinternet verfügt, haben viele Menschen in abgelegenen ländlichen Gebieten keinen privaten Zugang und müssen das Internet in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Universitäten und Internet-Kiosken nutzen, die über Satellitenterminals verbunden sind und oft mit Solarstrom betrieben werden. Die rasche Verbreitung von Smartphones hat jedoch in den letzten Jahren dazu geführt, dass digitales Lernen zu einem wesentlich attraktiveren Angebot geworden ist. Die mobile Breitbandtechnologie dringt schnell auch in abgelegene ländliche Regionen vor und ermöglicht den Menschen dort einen Internetzugang. So ist „m-learning“ unter Verwendung von Mobiltelefonen zu einer gängigen Unterrichtsform in sozio-ökonomisch schwachen Gesellschaftsschichten in SSA geworden.

Erwachsenenbildung leicht gemacht

Offener Fernunterricht (Open Distance Learning, kurz: ODL) wird schon seit geraumer Zeit als Mittel zur Ausweitung des Zugangs verfolgt. ODL-Universitäten bieten integrative, bedarfsgerechte Bildung. Sie gelten allgemein als wirksames Instrument der sozialen Entwicklung und werden von Organisationen wie der UNESCO unterstützt. Was die meisten von ihnen gemeinsam haben, sind ihre im Vergleich zu anderen Hochschulen relativ niedrigen Zulassungsstandards. Die meisten, aber nicht alle, erheben Studiengebühren für ihre Programme, die von kurzfristigen Diplom- und Zertifikatskursen bis hin zu vollwertigen Bachelor-, Master- und Doktorandenprogrammen reichen. Viele ODL-Einrichtungen verfolgen ein Blended-Learning-Modell, das verschiedene Formen der Fernlehre mit Nachhilfeunterricht in Studienzentren kombiniert, die den Studierenden auch Zugang zu Bibliotheken, Computern und Videokonferenzeinrichtungen bieten. Flexible Zeitpläne ermöglichen es sowohl Erststudenten als auch berufstätigen Erwachsenen, sich weiterzubilden, selbst in abgelegenen, unterversorgten Regionen. Darüber hinaus werden Spitzenforschungsuniversitäten in Afrika in der Lage sein, Kosten zu teilen und Ressourcen zu bündeln, indem sie Tools wie gemeinsame digitale Bibliotheken und digitale Kommunikationseinrichtungen nutzen, die dazu beitragen werden, Institutionen auf dem gesamten Kontinent in transnationalen Forschungsclustern zu verbinden.

Ist teuer gleich gut?

ODL wird oft als minderwertig abgetan und als Gegensatz zu teuren Privathochschulen gesehen. Offene Universitäten wurden jedoch nicht als Zentren akademischer Exzellenz konzipiert. Sie wurden vielmehr entwickelt, um Bildung für die breite Masse zu niedrigen Betriebskosten zu ermöglichen. ODL ist keine Lösung für die Schaffung von Bildungssystemen der Weltklasse, aber er spielt eine wichtige Rolle für den Zugang zu Millionen von Studieninteressierten und ist zu einem festen Bestandteil vieler Bildungssysteme geworden. Es muss jedoch eingeräumt werden, dass die Qualität der Anbieter von Fernunterricht im Allgemeinen sehr unterschiedlich ist. Deshalb braucht es Stellen, die ODL-Einrichtungen prüfen – und auch diese gibt es (in kleiner Anzahl) bereits. Es wäre deshalb ein Fehler, alle ODL-Einrichtungen als minderwertig abzutun.

Der goldene Mittelweg

In Entwicklungsländern reicht die Bereitstellung von Technologie und digitalen Inhalten allein sicherlich nicht aus, um Schüler:innen für digitales Lernen zu motivieren. Hybride Ansätze sind vielleicht das vielversprechendste und qualitativ hochwertigste Modell. In Zukunft werden Pädagog:innen und politische Entscheidungstragende überprüfen müssen, wie Online-Lernen am besten konzeptualisiert und eingesetzt wird, wie die Bereitstellung und der Inhalt von Online-Kursen verbessert und sie gleichzeitig interaktiver und relevanter für den lokalen Kontext gemacht werden kann. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die folgenden Generationen, die mit mobilen Geräten aufgewachsen sind und einen großen Teil ihrer sozialen Interaktionen online abwickeln, der digitalen Bildung gegenüber aufgeschlossener sein werden.  

Best Practice

Die meisten Regierungen in Afrika verfolgen inzwischen eine Politik, die die Verbreitung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und digitalem Lernen fördert. Die kenianische Regierung beispielsweise startete 2016 ein Programm für digitales Lernen, um die Grundschulbildung zu digitalisieren. Bis März 2018 wurden mehr als eine Million Laptops und Tablets mit interaktiven digitalen Inhalten an 19.000 öffentliche Schulen geliefert. Darüber hinaus gibt es einige ambitionierte Projekte, die den Zugang zu Bildung fördern:

1. OER Africa ist eine Initiative, die vom South African Institute for Distance Education ins Leben gerufen wurde. Sie operiert in ganz Afrika und spielt eine führende Rolle bei der Unterstützung von Hochschuleinrichtungen bei der Entwicklung und Nutzung von Open Educational Resources (OER) zur Verbesserung von Lehre und Lernen. Weitere OER-Organisationen und Projekte hat OER Africa hier zusammengestellt.

2. Skills for a Changing World” zielt darauf ab, Bildungsmöglichkeiten für diejenigen zu schaffen, die derzeit von der nachschulischen Bildung ausgeschlossen sind, und zwar sowohl auf der Ebene der allgemeinen und beruflichen Bildung als auch auf der Ebene der Hochschulbildung. Neben der Vorbereitung auf ein weiterführendes Studium zielt das Programm auch darauf ab, die Studierenden auf die Arbeitswelt vorzubereiten, indem es sich auf die Entwicklung allgemeiner Fähigkeiten konzentriert, die für ein erfolgreiches Arbeiten in der heutigen Wirtschaft unerlässlich sind.

3. African Storybook“ stellt freier Zugang zu Bilderbüchern in den Sprachen Afrikas zur Förderung der Lese- und Schreibfähigkeit, der Freude und der Fantasie der Kinder.

In a nutshell

E-Learning hat zweifellos eine Reihe von Vorteilen gegenüber dem Lernen vor Ort: Es entfallen die Kosten für gedrucktes Lehrmaterial und die Notwendigkeit einer physischen Infrastruktur, sodass es auch in Regionen angeboten werden kann, in denen eine solche Infrastruktur nicht vorhanden ist. Dadurch können nicht nur die Kosten für die akademischen Einrichtungen gesenkt werden, sondern auch für die Studierenden, die oft weite Wege zu Schulen und Universitäten in Regionen wie SSA zurücklegen müssen. Online-Unterrichtszeiten sind in der Regel flexibel, und die Kursmaterialien sind jederzeit zugänglich, was das Studium z.B. für berufstätige Erwachsene erleichtert. Digitale Bibliotheken bieten Zugang zu Literatur, wo es keine physischen Bibliotheken gibt. Entscheidend ist, dass E-Learning nicht durch die Größe physischer Klassenzimmer begrenzt ist – Online-Kurse können von einer unbegrenzten Anzahl von Studierenden rund um den Globus besucht werden. Da der Zugang zu Elektrizität und Breitbandinternet zunimmt, wird die Online-Bildung schnell für ein immer größeres Publikum zugänglich werden. Und die Verteilung von preiswerten Tablets an Studenten ist immer noch billiger als der Aufbau von Einrichtungen in Form von Gebäuden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass akademische Einrichtungen und Regierungen in SSA und Südasien zunehmend das Online-Lernen als vergleichsweise kostengünstige Investition in die Entwicklung des Humankapitals fördern. Des Weiteren helfen offene Bildungsangebote den Zugang zu Bildung trotz Bedenken hinsichtlich der Bildungsqualität und der sozialen Gleichheit zu verbessern. Sie werden als rationelles, kosteneffizientes Mittel zur Erweiterung der Bildungschancen wahrgenommen. Trotz anhaltender technologischer Hindernisse übernehmen Regierungen und akademische Einrichtungen in SSA zügig digitale Lernmodelle. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen und Trends kann davon ausgeganen werden, dass die digitale und die offene Bildung in diesen Regionen zunehmend Einzug finden wird.


Quellen:

OER Africa

Unlocking Education – Open education as an intervention for socioeconomically weaker regions

In recent years, a clear trend towards online education has emerged in African and South Asian countries, even in the face of persistent technological obstacles. Many countries in Sub-Saharan Africa (SSA) and select areas of South Asia face socio-economic challenges marked by low income, housing disparities, and limited access to quality education and training. According to UNESCO estimates from 2016, one in five children worldwide, predominantly in developing countries, did not have access to education. This crisis could worsen as Africa’s youth population is projected to double to 830 million by 2050 and the situation is aggraving after the COVID-19-pandemic. Educational systems in these regions often struggle to accommodate this growth, with limited resources allocated for education. In this context, open and digital education is gaining traction as a means to provide more accessible quality education.

Building education – A matter of costs

Constructing schools and universities is futile in the long term if governments cannot sustain their operational costs. Many educational systems in developing regions suffer from chronic underfunding, a situation that may exacerbate as these systems expand and become more costly to manage. Despite relatively significant budget allocations for education compared to international standards, SSA governments are increasingly turning to open and digital education to address capacity gaps. Compared to traditional brick-and-mortar facilities, digital learning, facilitated by digital terminals and free applications, offers a flexible and cost-efficient alternative. While the pedagogical effectiveness remains to be fully assessed, digital and open education in developing countries holds promise from an educational economics perspective.

Bridging the Gap – The Promise of digital learning

What makes digital and open education appealing in SSA and South Asia is the adaptability of these educational systems. Unlike Western European systems with deeply ingrained traditions, these relatively young systems face the challenge of establishing schools as central hubs for compulsory education and improving educational attainment rates, which currently lag far behind those in Europe and North America. However, technological infrastructure barriers hinder participation in online education formats in many developing regions. The digital divide is particularly pronounced in Africa, where Internet penetration trails behind other regions globally. While urban areas see greater mobile device adoption and mobile broadband access, many remote rural areas still lack private access and rely on public facilities like schools, universities, and internet kiosks equipped with satellite terminals and often powered by solar energy. Nevertheless, the proliferation of smartphones in recent years has made digital learning more enticing. Mobile broadband technology is extending its reach into remote regions, making “m-learning” through cell phones a common form of instruction in socio-economically disadvantaged strata in SSA.

The Hybrid Approach – Blending Tradition and Technology

In developing countries, simply providing technology and digital content is insufficient to engage students in digital learning. Hybrid approaches that blend online and traditional methods may offer the most promising and highest quality model. Educators and policymakers must examine how to conceptualize and deploy online learning effectively, enhancing its delivery and content to align with local contexts and ensure interactivity. The generations growing up with mobile devices and online social interaction are likely to be more receptive to digital education.

Overcoming Technological Barriers

Open Distance Learning (ODL) has long been pursued as a means of expanding access to education. ODL universities offer inclusive, demand-driven education and are recognized as effective tools for social development. They typically have lower admission standards compared to traditional universities and offer a range of programs from short-term diplomas to full-fledged bachelor’s, master’s, and doctoral degrees. Many ODL institutions employ a blended learning model, combining various forms of distance learning with tutoring at study centers equipped with libraries, computers, and videoconferencing facilities. This flexibility caters to both first-time students and working adults, even in remote underserved regions. Furthermore, top research universities in Africa can collaborate, share costs, and pool resources through shared digital libraries and communication tools, fostering transnational research clusters.

Quality and Quantity of Distance Learning

ODL, while not originally intended to rival prestigious private universities in terms of academic excellence, serves a vital purpose in widening access to education, especially in regions facing economic challenges. While the quality of ODL institutions can vary significantly, dismissing them outright overlooks the substantial contributions they make to education accessibility. Many ODL universities have evolved over the years to offer rigorous and relevant educational programs that align with the needs of their students and industries. Accrediting bodies, although limited in number, play a key role in ensuring that ODL institutions maintain quality standards. These bodies can help evaluate and recognize the institutions that demonstrate a commitment to excellence in education. Ultimately, ODL represents a flexible and cost-effective means of expanding educational opportunities, particularly in regions with resource constraints. In this context, they have the potentail to complement traditional educational models and offer a pathway to learning for individuals who may otherwise be left behind.

Shaping the Future with Pioneer Projects

Many African governments are now actively promoting the adoption of information and communication technologies (ICT) and digital learning. For instance, the Kenyan government launched a digital learning program to digitize primary education, delivering over a million laptops and tablets with interactive digital content to public schools. OER Africa focuses on using Open Educational Resources (OER) to enhance teaching and learning across the continent. African Storybook offers free access to picture books in African languages to promote children’s literacy and imagination.

E-learning offers numerous advantages over traditional learning, from reduced costs to increased accessibility, flexibility, and scalability. As electricity and broadband access expand, online education becomes accessible to a broader audience, making it an attractive investment in human capital development for governments and academic institutions in SSA and South Asia. Overcoming persistent technological challenges needs to be addressed so that digital and open education can develop their full potential.

Umfragen in (digitalen) Lehr-/Lernsettings: Alternativen zu Doodle

Umfragen & Didaktik

Die digitale Lehre über Zoom o.Ä. kann schnell passiv und eintönig werden. Um die Übertragung des Frontalunterrichts ins digitale Format zu vermeiden und die Hemmschwelle zur Beteiligung in der digitalen Lehre abzubauen, können bei den gängigen Videokonferenztools Umfragetools als didaktisches Mittel integriert werden. Diese können flexibel eingesetzt werden und sind ein einfaches Mittel zur Aktivierung der Lernenden. Klassischerweise werden Umfragen in der Lehre zur Wissens- oder Meinungsabfrage genutzt. So kann mithilfe von Online- oder Live-Umfragen im Unterricht in Echtzeit Wissen überprüft oder Meinungen eingeholt werden. Diese Form der Interaktivierung eignet sich offline wie online vor allem, um die Großgruppe oder das Plenum einzubinden. Der Vorgang ist einfach: Die Umfragen können vorab oder live in der Sitzung erstellt und freigeschaltet werden, die Befragten antworten über das Klicken eines Links oder QR-Codes via Smartphone oder Rechner. Dabei kann die Videokonferenzleitung entscheiden, ob anonym abgestimmt oder die Namen der Teilnehmenden für alle oder nur für sich selbst sichtbar sein sollen. Die Ergebnisse der Umfrage werden in Echtzeit ausgegeben. Darüber hinaus können Umfragetools bei der klassen- oder kursinternen Terminplanung eingesetzt werden oder bei der Themenvergabe für Hausarbeiten, Präsentationen oder Referate helfen. Auch das Echtzeit-Fragen-stellen über eine Twitterwall bietet eine gelungene Abwechslung. Formate wie Tweedback sammeln digital Fragen, auf die Dozierende später eingehen können. Schlagworte-Sammlungen und Ideen lassen sich mit Tools wie Oncoo als digitale Kartenabfragen gestalten – dies funktioniert ganz ähnlich wie das analoge Sammeln von Themen auf Moderationskarten. Bei der Integration von Umfragetools greifen viele Lehrende auf Doodle zurück.

Kritik an Doodle

Doodle scheint eine einfache Lösung zu sein: Allgemein bekannt und leicht in der Bedienung. Jedoch ist die Plattform in Bezug auf Datenschutz problematisch, denn Doodle hat seinen Sitz außerhalb der EU. Im kostenlosen Doodle-Account sind Umfragen nicht SSL-verschlüsselt, d.h. personenbezogene Daten werden transparent übertragen und nicht vor externen Zugriffen geschützt. Zudem erlaubt Doodle Werbeanzeigen von Google (AdSense) in seinen Umfragen. Spätestens wenn es um die Nutzung im schulischen Kontext und die Online-Sicherheit von Kindern und Jugendlichen geht, wird es also kritisch. Deshalb stellen wir im Folgenden sichere Alternativen vor, die kostenlos und zum Teil offen sind. Merke: Kostenlos und offen sind nicht unbedingt das gleiche.

1. Pingo

Die Open-Source-Anwendung Pingo wurde von der Universität Paderborn entwickelt und kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit dem in Deutschland gehosteten Tool können einfache Umfragen erstellt werden, um den Wissensstand abzufragen oder Feedback einzuholen. Da es sich um ein Hochschulprojekt handelt, bieten die Betreibenden hier auch selbst didaktische Hinweise zur optimalen Einbindung des Tools in der Lehre an.

2. LamaPoll

Mit dem Umfrage-Tool LamaPoll können neben einfachen Umfagen und Abstimmungen auch Terminfindungs- und wissenschaftliche Fragebögen erstellt werden. Der Dienst ist DSGVO-konform und sammelt keine IP-Adressen oder sonstige personenbezogene Daten.

3. Nuudel

Das nicht trackende Umfragetool Nuudel wird vom gemeinnützigen Verein Digitalcourage e.V. kostenlos angeboten und kann vor allem für Meinungsbilder und Abstimmungen genutzt werden. Nuudel basiert auf der freien Software Framadate und läuft auf der Hardware des Vereins. Server und Software sind vor externen Zugriffen geschützt und es werden keine IP-Adressen gespeichert, sondern nur die Antworten in den Umfragen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und statt einer E-Mail-Adresse kann etwas Beliebiges eingetippt werden.

4. Tweedback

Auch das Umfrage-Tool Tweedback kann anonym genutzt werden, da sich Nutzende nicht mit einer E-Mail-Adresse anmelden müssen und keine IP-Adressen dauerhaft gespeichert werden. Stattdessen werden nur die nötigsten Daten auf den in Deutschland stehenden Servern gespeichert. In der Grundversion bietet Tweedback die Funktionen Chatwall, Quiz und Panikbutton.

Diese Funktionen haben wir genauer in einem Tutorial auf YouTube erklärt. Darin stellen wir euch die Umfragetools Tweedback, Pingo und Kahoot! vor und vergleichen sie anhand ihres Nutzungsumfangs, der DSGVO-Konformität und Verwendungsmöglichkeiten.

Ihr wollt euch lieber selbst einen Überblick verschaffen? In unserer Toolbox könnt ihr die genannten Umfragetools und noch viele mehr vergleichen und nach verschiedenen Funktionen filtern.

Kriterien für gute OER

In unserem letzten Beitrag haben wir verschiedene Finanzierungsmodelle für offene Schulbücher vorgestellt und gezeigt, wie einfach es sein kann, Open Educational Ressources (OER) in den Schulalltag zu integrieren. Doch in Bezug auf Schulbücher herrscht noch immer Skepsis auf seiten der Lehrkräfte: Gegenüber lektorierten Schulbüchern wird teilweise Qualitätsverlust befürchtet, denn es gibt keine übergeordnete Instanz (wie üblicherweise das Verlagswesen), die die OER-Materialen mit Expertise prüft. Wobei hier angemerkt werden muss, dass es bei der Verlagsprüfung zum größten Teil nur darum geht, ob die Schulbücher Lehrplan-konform sind2. An die Stelle von Verlagsmitarbeitenden treten bei offenen Lehrmaterialien Mitglieder von Online-Communities, die ihr fachliches und didaktisches Wissen teilen, um bestehendes Material zu bewerten und bestimmte Materialien zu identifizieren, die für eine genauere Prüfung in Frage kommen. Die Qualität der OER-Materialen leitet sich von den Grundgedanken der offenen Denkweise ab und lässt sich anhand folgender OER-spezifischer Qualitätskriterien einschätzen:

  1. Niedrigschwelligkeit

OER sollte einfach zu erreichen und zu verstehen sein. Inhaltlich werden die Materialen durch einfache Sprache und Formate, die mehrere Sinne ansprechen (z.B. Video mit Untertiteln) niedrigschwellig gestaltet. Die zeitliche und räumliche Niedrigschwelligkeit der OER-Materialen wird durch die Dezentralität des Internets gewährleistet. Auf die Materialien kann zu jeder Zeit von jedem Ort aus zugegriffen werden, sofern ein Internetanschluss vorhanden ist.

2. Zugänglichkeit

Doch die Bereitstellung von Bildungsmaterialien und -angeboten online ist nur der erste Schritt. Der Zugang zu Bildungsmaterialien wird immer noch häufig durch kostenpflichtige Angebote und die Bedingung der Registrierung eingeschränkt oder zumindest erschwert. Gleiches gilt für die Bereitstellung von Materialien in ausschließlich proprietären und geschlossenen Dateiformaten (z.B. ein Arbeitsblatt nur als PDF). Der Zugang zu OER sollte daher unverbindlich und voraussetzungslos sein und im Idealfall auch kostenlos, um alle zu erreichen. Genauer gesagt muss es unterschiedliche Zugänge zu den Lerninhalten geben sowie verschiedene Lehrformate.

3. Anpassbarkeit

Haben Lehrende nun online offene Lehrmaterialien gefunden, stehen sie nach wie vor vor dem Problem, dass diese oftmals für ihre Zwecke nicht hundertprozentig passen und entweder vom Layout her, inhaltlich oder im Dateiformat angepasst werden müssen. Je nach Lizenzform ist die Freiheit der Nutzbarkeit aber ziemlich eingeschränkt (z.B. CC BY-ND, also Namensnennung und keine Bearbeitung als Vorgabe). Andere Lizenzformen der Creative Commons (z.B. CC ZERO) erlauben die Anpassung, das Remixen und Verwenden von Teilen anderer offener Materialien zum Erstellen neuer OER. Die idealen Lizensierungsformen für OER sind deshalb CC ZERO, CC BY und CC BY-NC, da sie am offensten sind und so den größten Gestaltungsraum bieten.

4. Sicherheit

Um die OER rechtssicher nutzen zu können, sollten sie sichtbar und korrekt mit einer Lizenz (z.B. einer CC-Lizenz) ausgezeichnet werden. Denn fehlende Angaben haben zur Folge, dass sie nicht verwendet werden können bzw. dürfen. Werden Quellen hingegen sorgfältig angegeben und Änderungen am Ausgangsmaterial so dokumentiert, dass sie für alle Nutzenden einsehbar sind, wird die langfristige Nutzung und Weiterentwicklung ermöglicht. Bei der eindeutigen und vollständigen Angabe von Nutzungsrechten lassen sich OER-Materialien bedenkenlos nutzen.

Kurz gesagt: OER sollen einfach zugänglich und einfach und rechtssicher zu nutzen, sowie flexibel und anpassbar sein, Zeit und Kosten sparen und Bildungsgerechtigkeit fördern.

Dieses Thema wurde bereits vielfach diskutiert – hier haben wir vertiefende Informationen zusammengetragen:


Quellen:

1 https://wb-web.de/material/medien/qualitat-von-offenen-bildungsmaterialien-einschatzen.html

2 https://www.bpb.de/mediathek/video/234998/oer-erklaert-ueber-die-qualitaet-der-materialien/

Finanzierungsmodelle für offene Schulbücher

2017 haben Maximilian Heimstädt und Leonhard Dobusch in ihrer Studie „Perspektiven von Open Educational Resources (OER) für die (sozio-) ökonomische Bildung an Schulen in NRW und in Deutschland“ verschiedene Modelle der Finanzierung von OER-Schulbüchern formuliert. Die Studie, die sich an die Bildungspolitik in Nordrhein-Westfahlen richtet, stellt den Ist-Zustand der schulischen Bildung in NRW 2017 sowie die Herausforderungen der Digitalisierungsprozesse dar und erarbeitet Lösungsangebote unter dem Gesichtspunkt von Open Educational Resources (OER). Zentraler Vorschlag der Studie, um ungeprüfte, tendenziöse Onlinematerialen in der Lehre zu vermeiden, ist die systematische Förderung der Erstellung von offiziellen OER-Schulbüchern, die sich rechtssicher verbreiten, verändern und rekombinieren lassen und die Qualitätsprüfung des Landes NRW durchlaufen haben. Dafür entwerfen die Autoren Handlungsszenarien zur (finanziellen) Förderung von Schulbüchern unter freier Lizenz:

  1. Ausschreibung von Pilot-Schulbüchern

Durch öffentliche Ausschreibungen werden deutlich mehr OER-Schulbücher vorfinanziert. Das Konzept weist niedrige Umsetzungshürden auf und knüpft unmittelbar an erfolgreiche OER-Projekte an. In Norwegen beispielsweise werden seit 2006 circa 20 Prozent des Schulbuch-Budgets – das sind 8,2 Millionen Euro – in die Entwicklung von OER-Materialien investiert. Nach diesem Vorbild könnten sukzessive der OER-Bestand und entsprechende Kompetenzen bei Verlagen erhöht werden.

2. Nutzungsbasierte Refinanzierung von OER-Schulbüchern

In diesem Szenario erfolgt die öffentliche Finanzierung von OER-Schulbüchern nutzungsabhängig durch eine Vergütung von OER-Schulbüchern, die erfolgreich die Schulbuchzulassung durchlaufen haben und in der schulischen Praxis auch tatsächlich zum Einsatz kommen. Die Höhe der Vergütung wird dabei anhand von Umfragen und Stichprobenerhebungen der OER-Bücher im Unterricht ermittelt.

3. Entwicklung von OER-Schulbuch-‚Rohlingen‘

Statt in fertige OER-Schulbücher zu investieren, könnte auch die Erstellung von ‚Rohlingen‘ finanziert werden, die leicht auf die Erfordernisse in verschiedenen Bundesländern angepasst werden können. Gemein haben die Rohlinge lediglich inhaltliche Minimalanforderungen des Schulministeriums, die zur Qualitätssicherung kontrolliert werden. Von da an können sie individuell von Bildungsmedienanbietern mit multimedialen Zusatzangeboten ergänzt werden, ohne dass diese sich um die offene Lizenzierung der grundlegenden Inhalte kümmern müssen.

4. Einführung einer OER-Klausel in den Zulassungsprozess

In diesem Szenario müssten sich Anbieter durch eine OER-Klausel im Rahmen der Schulbuchzulassung durch das Land NRW vertraglich verpflichten, die Schulbücher nach einer festgelegten Phase des kommerziellen Vertriebs als OER zur Verfügung zu stellen. Die Phase könnte entweder zeitlich (z.B. nach fünf Jahren) oder sachlich (z.B., wenn eine gewisse Anzahl verkauft wurde) festgelegt werden. So könnte es schon nach kurzer Zeit für verschiedenste Fächer OER-Schulbücher in NRW geben.

Die Verschiedenen Finanzierungsmodelle sind hier mit Empfehlungen der Autoren ausführlicher nachzulesen.

Was ist seitdem passiert und wie geht es weiter?

2020 hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft gemeinsam mit der Digitalen Hochschule NRW (DH.NRW) in der Förderlinie „OERContent.nrw“ (Open Education Resources) aufgrund der Corona-Pandemie 18 Konzepte für digitale Lehr- und Lernformate mit insgesamt 10,5 Millionen Euro gefördert, um das E-Learning Angebot der Hochschulen auszubauen. Die Lehr- und Lerninhalte wurden in das neue Online-Landesportal ORCA.nrw (Open Resources Campus NRW) eingestellt und stehen allen Studierenden und Lehrenden in NRW zur Verfügung.

OERContent.nrw ist die größte bundesweite Förderlinie für offene Bildungsressourcen. Durch die Förderlinie soll der Nutzen von frei zugänglichen Lehr- und Lernangeboten für Lehrende und Studierende erkennbar und erfahrbar werden. Doch es braucht mehr Angebote und Förderinitiativen. Aufgabe der Bildungspolitik ist es, bestehende Finanzierungmodelle anzupassen, um die professionelle Erstellung von OER-Schulbüchern und Lernmaterialien zu ermöglichen.


Quellen:

http://www.fgw-nrw.de/fileadmin/user_upload/NOED-Studie-06-Dobusch-A1-komplett-Web.pdf

https://www.dh.nrw/kooperationen/OER-Content.nrw-42

Stand und Entwicklung der Schulclouds in Deutschland

Das coronabedingt entstandene Homeschooling oder Distance Learning hat das Lernen mit digitalen Medien in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt und deutliche Unterschiede in der Nutzung von Schulclouds in Deutschland sichtbar gemacht. Das Institut für Informationsmanagement an der Universität Bremen (ifib) widmete sich deshalb im Auftrag der Telekom-Stiftung einer systemischen Bestandsaufnahme schulischer Lernplattformen und IT-Strategien aller Bundesländer und fünf deutscher Kommunen. Die jüngst veröffentlichte Studie befasst sich mit den Fragen:

  • Was steckt in den verschiedenen Lernplattformen, die die Bundesländer und auch manche Kommunen ihren Schulen anbieten?
  • Wie sind die Systeme technisch organisiert?
  • Wer leistet pädagogische und technische Unterstützung?
  • Wie stark unterscheiden sich diese Lösungen voneinander?

Die Studie liefert neben einem Überblick über die genutzten Lösungen auch ein Modell, das alle Teile eines Lern-Management-Systems (LMS) systematisiert und zeigt, welche Möglichkeiten die jeweiligen Lernplattformen Schülerinnen und Schülern bieten, wie der Betrieb der Systeme organisiert ist, und wer pädagogische und technische Unterstützung leistet. Bayern, Bremen, Hamburg und Sachsen zeigten eine breite Aufstellung digitaler Medien für den Unterricht. In anderen Ländern dagegen existieren unterschiedliche Lösungen zum Teil nebeneinander.

Die abschließende Erkenntnis der Studie:

Eine bundesweit einheitliche Schulcloud-Lösung werde es in Deutschland wahrscheinlich nicht geben – und sie sei auch nicht notwendig, solange es zukünftig gemeinsame Standards und funktionierende Schnittstellen für alle bestehenden Lern-Management-Systeme gebe.

Der Nutzen von LMS sollte spätestens seit den Schulschließungen klar sein, auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich erst sehr spät angefangen hat, sich mit Lernplattformen zu beschäftigen. Als wahre Alleskönner unterstützen Schulclouds oder Lern-Management-Systeme Lehr- und Lernprozesse, vereinfachen organisatorische Abläufe und bieten eine technische Basis für die Kommunikation zwischen Lehrenden, Lernenden, Eltern und der Schule durch ergänzende Angebote externer Anbieter (z.B. mittels Videokonferenzsysteme oder Messengerdienste).

Wir von OESA e.V. empfehlen folgende, Open-Source-basierte Systeme:

  1. Moodle
  2. ILIAS (entwickelt an der Universität Köln)
  3. und StudIP.

Denn alle drei werden auf dem eigenen (Schul-)Server gehostet, sind mithin DSGVO-konform, kostenlos und frei von Werbung und ermöglichen es durch geschlossene Benutzergruppen die Zugangsberechtigungen für die verschiedenen Instanzen zu kontrollieren. Das Einrichten von Lernumgebungen ist allerdings stark abhängig von der jeweils vorhandenen IT-Infrastruktur; sowohl Moodle, als auch Ilias müssen als geschlossene Systeme auf dem eigenen Server aufgesetzt und gehostet werden. Wer nach niedrigschwelligeren Angeboten sucht, wird mit Einbußen in den Funktionen rechnen müssen. Um Open Source Systeme, wie z.B. Moodle im Schulkontext aber langfristig, nachhaltig und zukunftsfähig zu etablieren braucht es neben dem Bereitstellen materieller Ressourcen zur IT-Ausstattung noch sehr viel stärkere Investitionen in das Know-How der Institutionen und die Kompetenzen der Personen. Weitere Informationen zu LMS und deren didaktisch sinnvollen Nutzung haben wir hier zusammengestellt.