Kriterien für gute OER

In unserem letzten Beitrag haben wir verschiedene Finanzierungsmodelle für offene Schulbücher vorgestellt und gezeigt, wie einfach es sein kann, Open Educational Ressources (OER) in den Schulalltag zu integrieren. Doch in Bezug auf Schulbücher herrscht noch immer Skepsis auf seiten der Lehrkräfte: Gegenüber lektorierten Schulbüchern wird teilweise Qualitätsverlust befürchtet, denn es gibt keine übergeordnete Instanz (wie üblicherweise das Verlagswesen), die die OER-Materialen mit Expertise prüft. Wobei hier angemerkt werden muss, dass es bei der Verlagsprüfung zum größten Teil nur darum geht, ob die Schulbücher Lehrplan-konform sind2. An die Stelle von Verlagsmitarbeitenden treten bei offenen Lehrmaterialien Mitglieder von Online-Communities, die ihr fachliches und didaktisches Wissen teilen, um bestehendes Material zu bewerten und bestimmte Materialien zu identifizieren, die für eine genauere Prüfung in Frage kommen. Die Qualität der OER-Materialen leitet sich von den Grundgedanken der offenen Denkweise ab und lässt sich anhand folgender OER-spezifischer Qualitätskriterien einschätzen:

  1. Niedrigschwelligkeit

OER sollte einfach zu erreichen und zu verstehen sein. Inhaltlich werden die Materialen durch einfache Sprache und Formate, die mehrere Sinne ansprechen (z.B. Video mit Untertiteln) niedrigschwellig gestaltet. Die zeitliche und räumliche Niedrigschwelligkeit der OER-Materialen wird durch die Dezentralität des Internets gewährleistet. Auf die Materialien kann zu jeder Zeit von jedem Ort aus zugegriffen werden, sofern ein Internetanschluss vorhanden ist.

2. Zugänglichkeit

Doch die Bereitstellung von Bildungsmaterialien und -angeboten online ist nur der erste Schritt. Der Zugang zu Bildungsmaterialien wird immer noch häufig durch kostenpflichtige Angebote und die Bedingung der Registrierung eingeschränkt oder zumindest erschwert. Gleiches gilt für die Bereitstellung von Materialien in ausschließlich proprietären und geschlossenen Dateiformaten (z.B. ein Arbeitsblatt nur als PDF). Der Zugang zu OER sollte daher unverbindlich und voraussetzungslos sein und im Idealfall auch kostenlos, um alle zu erreichen. Genauer gesagt muss es unterschiedliche Zugänge zu den Lerninhalten geben sowie verschiedene Lehrformate.

3. Anpassbarkeit

Haben Lehrende nun online offene Lehrmaterialien gefunden, stehen sie nach wie vor vor dem Problem, dass diese oftmals für ihre Zwecke nicht hundertprozentig passen und entweder vom Layout her, inhaltlich oder im Dateiformat angepasst werden müssen. Je nach Lizenzform ist die Freiheit der Nutzbarkeit aber ziemlich eingeschränkt (z.B. CC BY-ND, also Namensnennung und keine Bearbeitung als Vorgabe). Andere Lizenzformen der Creative Commons (z.B. CC ZERO) erlauben die Anpassung, das Remixen und Verwenden von Teilen anderer offener Materialien zum Erstellen neuer OER. Die idealen Lizensierungsformen für OER sind deshalb CC ZERO, CC BY und CC BY-NC, da sie am offensten sind und so den größten Gestaltungsraum bieten.

4. Sicherheit

Um die OER rechtssicher nutzen zu können, sollten sie sichtbar und korrekt mit einer Lizenz (z.B. einer CC-Lizenz) ausgezeichnet werden. Denn fehlende Angaben haben zur Folge, dass sie nicht verwendet werden können bzw. dürfen. Werden Quellen hingegen sorgfältig angegeben und Änderungen am Ausgangsmaterial so dokumentiert, dass sie für alle Nutzenden einsehbar sind, wird die langfristige Nutzung und Weiterentwicklung ermöglicht. Bei der eindeutigen und vollständigen Angabe von Nutzungsrechten lassen sich OER-Materialien bedenkenlos nutzen.

Kurz gesagt: OER sollen einfach zugänglich und einfach und rechtssicher zu nutzen, sowie flexibel und anpassbar sein, Zeit und Kosten sparen und Bildungsgerechtigkeit fördern.

Dieses Thema wurde bereits vielfach diskutiert – hier haben wir vertiefende Informationen zusammengetragen:


Quellen:

1 https://wb-web.de/material/medien/qualitat-von-offenen-bildungsmaterialien-einschatzen.html

2 https://www.bpb.de/mediathek/video/234998/oer-erklaert-ueber-die-qualitaet-der-materialien/

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