Finanzierungsmodelle für offene Schulbücher

2017 haben Maximilian Heimstädt und Leonhard Dobusch in ihrer Studie „Perspektiven von Open Educational Resources (OER) für die (sozio-) ökonomische Bildung an Schulen in NRW und in Deutschland“ verschiedene Modelle der Finanzierung von OER-Schulbüchern formuliert. Die Studie, die sich an die Bildungspolitik in Nordrhein-Westfahlen richtet, stellt den Ist-Zustand der schulischen Bildung in NRW 2017 sowie die Herausforderungen der Digitalisierungsprozesse dar und erarbeitet Lösungsangebote unter dem Gesichtspunkt von Open Educational Resources (OER). Zentraler Vorschlag der Studie, um ungeprüfte, tendenziöse Onlinematerialen in der Lehre zu vermeiden, ist die systematische Förderung der Erstellung von offiziellen OER-Schulbüchern, die sich rechtssicher verbreiten, verändern und rekombinieren lassen und die Qualitätsprüfung des Landes NRW durchlaufen haben. Dafür entwerfen die Autoren Handlungsszenarien zur (finanziellen) Förderung von Schulbüchern unter freier Lizenz:

  1. Ausschreibung von Pilot-Schulbüchern

Durch öffentliche Ausschreibungen werden deutlich mehr OER-Schulbücher vorfinanziert. Das Konzept weist niedrige Umsetzungshürden auf und knüpft unmittelbar an erfolgreiche OER-Projekte an. In Norwegen beispielsweise werden seit 2006 circa 20 Prozent des Schulbuch-Budgets – das sind 8,2 Millionen Euro – in die Entwicklung von OER-Materialien investiert. Nach diesem Vorbild könnten sukzessive der OER-Bestand und entsprechende Kompetenzen bei Verlagen erhöht werden.

2. Nutzungsbasierte Refinanzierung von OER-Schulbüchern

In diesem Szenario erfolgt die öffentliche Finanzierung von OER-Schulbüchern nutzungsabhängig durch eine Vergütung von OER-Schulbüchern, die erfolgreich die Schulbuchzulassung durchlaufen haben und in der schulischen Praxis auch tatsächlich zum Einsatz kommen. Die Höhe der Vergütung wird dabei anhand von Umfragen und Stichprobenerhebungen der OER-Bücher im Unterricht ermittelt.

3. Entwicklung von OER-Schulbuch-‚Rohlingen‘

Statt in fertige OER-Schulbücher zu investieren, könnte auch die Erstellung von ‚Rohlingen‘ finanziert werden, die leicht auf die Erfordernisse in verschiedenen Bundesländern angepasst werden können. Gemein haben die Rohlinge lediglich inhaltliche Minimalanforderungen des Schulministeriums, die zur Qualitätssicherung kontrolliert werden. Von da an können sie individuell von Bildungsmedienanbietern mit multimedialen Zusatzangeboten ergänzt werden, ohne dass diese sich um die offene Lizenzierung der grundlegenden Inhalte kümmern müssen.

4. Einführung einer OER-Klausel in den Zulassungsprozess

In diesem Szenario müssten sich Anbieter durch eine OER-Klausel im Rahmen der Schulbuchzulassung durch das Land NRW vertraglich verpflichten, die Schulbücher nach einer festgelegten Phase des kommerziellen Vertriebs als OER zur Verfügung zu stellen. Die Phase könnte entweder zeitlich (z.B. nach fünf Jahren) oder sachlich (z.B., wenn eine gewisse Anzahl verkauft wurde) festgelegt werden. So könnte es schon nach kurzer Zeit für verschiedenste Fächer OER-Schulbücher in NRW geben.

Die Verschiedenen Finanzierungsmodelle sind hier mit Empfehlungen der Autoren ausführlicher nachzulesen.

Was ist seitdem passiert und wie geht es weiter?

2020 hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft gemeinsam mit der Digitalen Hochschule NRW (DH.NRW) in der Förderlinie „OERContent.nrw“ (Open Education Resources) aufgrund der Corona-Pandemie 18 Konzepte für digitale Lehr- und Lernformate mit insgesamt 10,5 Millionen Euro gefördert, um das E-Learning Angebot der Hochschulen auszubauen. Die Lehr- und Lerninhalte wurden in das neue Online-Landesportal ORCA.nrw (Open Resources Campus NRW) eingestellt und stehen allen Studierenden und Lehrenden in NRW zur Verfügung.

OERContent.nrw ist die größte bundesweite Förderlinie für offene Bildungsressourcen. Durch die Förderlinie soll der Nutzen von frei zugänglichen Lehr- und Lernangeboten für Lehrende und Studierende erkennbar und erfahrbar werden. Doch es braucht mehr Angebote und Förderinitiativen. Aufgabe der Bildungspolitik ist es, bestehende Finanzierungmodelle anzupassen, um die professionelle Erstellung von OER-Schulbüchern und Lernmaterialien zu ermöglichen.


Quellen:

http://www.fgw-nrw.de/fileadmin/user_upload/NOED-Studie-06-Dobusch-A1-komplett-Web.pdf

https://www.dh.nrw/kooperationen/OER-Content.nrw-42

Von Open Access bis Open Source: Definitionen von Openness in verschiedenen Feldern

Openness ist eine Bewegung und ein Leitgedanke, der aus dem Softwarebereich stammt und mittlerweile in einer Vielzahl weiterer Themen- und Tätigkeitsfelder Einzug gehalten hat. Wir stellen ausgewählte Themenbereiche und die Bedeutung von Openness darin vor. 

Open Source

Open Source ist eine Bewegung, eine Denkweise und eine Art des Arbeitens. Angefangen in der Open Source Software (OSS), geht sie nun weit über diesen Bezugsrahmen hinaus, um neue Wege zu Problemlösungen in Communities und Brachen zu lösen. Open Source wird oftmals auch synonym mit Open Source Software und Open Source Hardware benutzt.

Open Source Software

Der Begriff Open Source geht ursprünglich auf die Open Source Software (OSS) zurück. OSS beschreibt einen der Öffentlichkeit zugänglichen Code, der verändert und geteilt werden kann, d.h. die Software wird unter einer offenen Lizenz veröffentlicht, sodass der Quellcode allen Nutzer:innen angezeigt oder von diesen verändert werden kann. Solche Software setzt auf Transparenz, gemeinsame Entwicklung und Peer-Review. Vorteile der offenen, dezentral und kollaborativ entwickelten Software sind die oftmals deutlich geringeren Kosten sowie ihre Flexibilität und Langlebigkeit. Der frei zugängliche Quellcode wird durch Peer-Review-Prozesse stetig geprüft und verbessert. Alle Änderungen sind transparent und können überprüft und verfolgt werden. Durch kontinuierliche Aktualisierung des Codes durch die Community können Fehler schnell gefunden und behoben werden. Die Community stellt dabei allen ihre Ressourcen, Hilfen und Perspektiven zur Verfügung. Gehostet werden Open Source Projekte oft auf GitHub. Weitere bekannte Open Source Projekte sind z.B. Linux, Ansible und Kubernetes.

Entstehung: Peer-Review und offene Feedbackprozesse

In Internetforen konnten Programmierende erstmals weltweit in gemeinsamen Austausch treten und ihre Quellcodes untereinander austauschen und gegenseitig weiterentwickeln. Sie nutzten die offene und kollaborative Umgebung, die offene Feedbackprozesse begünstigten, und schafften im Austausch neue Standard für offene Kommunikation und Kollaboration.
Zunächst war bei OSS die Rede von freier Software – basierend auf der Freiheit die Software nach Belieben nutzen zu können. Doch dies verursachte einige Verwirrungen bei der Bedeutung von „frei“ und „offen“, sodass es Ende der 1990er Jahre zu der endgültigen Trennung der Begrifflichkeiten kam. Freie Software meint heute aber nicht mehr das gleiche wie Open Source, denn bei freier Software dürfen nur die Besitzer auf ihren sonst geschlossenen Quellcode zugreifen. Dieser ist nicht für die Community für Änderungen freigegeben. Open Source hingegen verzichtet auf solch eine Anbieterbindung und steht nicht vorrangig für die Debatten um Nutzerfreiheit, sondern hauptsächlich für methodische, produktionstechnische und geschäftliche Aspekte der freien Software.

Open Source Hardware

Open Source Hardware (OSH) verfolgt ebenfalls das Prinzip und die Werte der Open Source Software. Es handelt sich hierbei um Hardware, die nach offenen oder freien Bauplänen konstruiert wird, d.h. die Baupläne werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sodass diese nicht nur eingesehen werden können, sondern auch geteilt, weiterverarbeitet und für verschiedene neue Zwecke angepasst werden können. Bei Veränderungen werden auch hier Komponenten bevorzugt, die offen lizensiert sind.

Open Government und Open Data

Die beiden häufig synonym verwendeten Begriffe Open Government und Open Data stammen aus dem Bereich der Politik und Verwaltung und stehen für eine Bewegung zur Bereitstellung von Behördendaten für die Nutzung der demokratischen Öffentlichkeit.

Open Government

Open Government ist ein demokratischer Ansatz für beteiligungsorientierte Chancen der Zivilgesellschaft im Bereich der Politik und Verwaltung. Gemeint ist die Öffnung von Regierung und Verwaltung – oder genauer gesagt die Offenlegung derer Daten – für die Bürger:innen des Staats. Diese Öffnung soll neben Teilhabe auch Transparenz und neue Kooperationsformen von Staat, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft schaffen, die neu geknüpften Bande intensivieren und damit auch zu einer Stärkung der gemeinsamen Interessen und Belange sowie legitimeren politischen Entscheidungen führen. Diese Ziele finden sich auch in den vier inhaltlichen Säulen wieder, die die Open Government Bewegung tragen: Bürgerbeteiligung, Transparenz, Korruptionsbekämpfung und Rechenschaftslegung. Dafür müssen aber nicht nur die Daten offengelegt werden. Voraussetzung für dieses strategische Vorhaben, das nicht nur die Demokratie stärken, sondern auch die Effizienz in der Verwaltung steigern soll, ist die kollaborative Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, der Transparenz bei allen Entscheidungen und Handlungen zugrunde liegt. Kurz gesagt: Es geht darum Verwaltung und Regierung mit Web 2.0-Technologien und einer offenen Denk- und Handlungsweise offener und damit transparenter, partizipativer und kooperativer zu machen.

Open Data

Die Open Government Bewegung beruht auf dem Konzept von Open Data. Open Data sind Daten von allgemeinem öffentlichem Interesse, die frei zugänglich gemacht werden und frei weiterverbreitet und -verarbeitet werden dürfen. Im Fokus stehen vor allem amtliche Daten, wie Statistiken, Karten, Gesetze, Gerichtsurteile und andere Dokumente und Informationsträger (Open Government Data). Ausgenommen sind personenbezogene oder weitere dem Datenschutz unterliegende Informationen. Der Ansatz beschränkt sich aber nicht nur auf die öffentliche Verwaltung, sondern beinhaltet auch Daten von Hochschulen, Non-Profit-Institutionen und privatwirtschaftliche Unternehmen. Insgesamt beschreibt Open Data sämtliche Daten. In der Praxis sollen die Daten möglichst einfach und strukturiert ohne rechtliche Einschränkungen maschinenlesbar mithilfe von Web 2.0-Anwendungen zugänglich gemacht werden. Auch hier ist wieder das Ziel gesetzt die Verwaltungstransparenz und die gesellschaftliche Kontrollfunktion zu erhöhen.

Open Access

Der Open Data Anspruch, Daten und Erkenntnisse frei teilen und nutzen zu können, führte zur Entstehung der Open-Access-Bewegung, die öffentliche Forschung der Allgemeinheit frei zugänglich machen möchte. Open Access (OA) bedeutet freier und kostenloser Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, wie Literatur, peer-reviewte Forschungsergebnisse oder andere Materialien für alle Interessierten weltweit. Bei Open Access Dateien handelt es sich stets um Online-Publikationen, da die Forschungsergebnisse im Internet flexibler und freier nutzbar sind. Die OA-Bewegung entstand in den 1990er Jahren mit der Begründung, dass bisherige Publikationsstrukturen zu einer Privatisierung des von der Allgemeinheit finanzierten Wissens geführt haben. Neben finanziellen Aspekten sprechen ebenfalls eine schnelle Relevanzprüfung, die Ermöglichung und Beschleunigung wissenschaftlicher Zusammenarbeit und bessere Auffindbarkeit der OA-Publikationen für das Konzept, um Wissen zu teilen und voranzutreiben.

Publizieren und Lizensieren 

Wird eine wissenschaftliche Arbeit unter OA-Bedingungen publiziert, erlangt jede:r mit Internetzugang die Möglichkeit und Erlaubnis diese kostenfrei zu nutzen, also zu lesen, zu speichern, herunterzuladen, zu verlinken usw. Weitere Nutzungsrechte zur freien Nutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder Veränderung der Publikation werden über freie Lizenzen geregelt. Grundsätzlich geschieht dies unter Creative-Commons-Lizenzen (CC-Lizenzen). Die freiste Form der CC-Lizenzen, welche allein dem OA-Anspruch entspricht, ist die sog. CC-BY-Lizenz, die sicherstellt, dass die Autor:innen rechtlich abgesichert und immer als Urheber:innen der Arbeit genannt werden.
Es gibt zwei grundlegende Wege des OA-Publizierens: den goldenen Weg (Gold OA) und den grünen Weg (Green OA).

Goldener Weg

Bei goldenem OA erscheint die Publikation in der endgültigen Fassung unmittelbar und direkt in einem Open Access Medium, wie z.B. Bücher oder OA-Zeitschriften, die Peer-Review-Verfahren einsetzen. Dabei fallen für die Autor:innen häufig Publikationsgebühren an. Werden diese von Verlagen übernommen, spricht man von Diamond Open Access – der einfachsten und am fairsten wahrgenommenen OA-Form. Auf dem goldenen Weg besteht für Autor:innen auch die Möglichkeit des hybriden OA, bei dem sie ihre Werke bei Verlagen “freikaufen” können. In diesem Fall verdienen Verlage doppelt.

Grüner Weg

Bei grünem Open Access wird die endgültige Fassung einer Publikation nicht frei zugänglich veröffentlicht. Stattdessen kommt es neben der Verlagsversion zu Parallelveröffentlichungen, Zweitveröffentlichungen oder Selbstarchivierungen auf privaten oder institutionellen Websites der Autor:innen. So entstehen für diese keine Kosten, wenn sie ihre Arbeit kostenfrei zur Verfügung stellen. Bei solchen grün publizierten Dokumenten handelt es sich meist um Pre- oder Postprints, die den Verlagen als Kopie eingereicht wurden.

Open Science und Open Education

Kommen wir abschließend auf den Bildungsbereich zu sprechen. Open Science wird häufig synonym mit Open Access verwendet und meint eine kollaborative Wissens- und Wissenschaftspraxis, bei der Forschungsdaten, Laborberichte und andere Forschungsprozesse frei zugänglich sind. Daten, Dokumente und weiteres Material wird zur Wiederverwendung, Weiterverbreitung und Vervielfältigung veröffentlicht, um Wissen und Forschung sowie die ihr zugrundeliegenden Daten, Methoden und Konzepte weiterzuentwickeln und voranzutreiben. Ähnlich sieht es im Bereich der Open Education aus, der das Ziel verfolgt Bildung frei verfügbar zu machen. Allerdings beschränkt sich Open Education in Bezug auf freien Zugang zu Bildung nicht nur auf internetgestützte Wissensvermittlung mithilfe freier Lehrmittel (OER) – und ist damit auch nicht mit E-Learning-Prozessen gleichzusetzen-, sondern ist ebenfalls als Bewegung oder Konzept zur Entwicklung von Modellen, die allen Menschen die Teilhabe an Bildung ermöglichen, zu verstehen. 

Weiterführende, ausführliche Informationen zu Openness im Bildungsbereich haben wir in den folgenden Beiträgen zusammengestellt:

Bündnis Freie Bildung

OESA ist seit August 2020 Mitglied im Bündnis Freie Bildung – was bedeutet das?

Über das Bündnis

Das Bündnis Freie Bildung ist treibende Kraft in der deutschsprachigen OER- Community. 2014 gründete es sich aus einer Initiative von Creative CommonsOpen Knowledge Foundation Deutschland und Wikimedia Deutschland zur Förderung des Themenfeldes offener und freier Bildung.

Im Bündnis schließen sich mittlerweile über zwanzig Organisationen, Institutionen und Vereine sowie zahlreiche Einzelpersonen zusammen, um sich für freie Bildung, frei zugängliche Bildungsmaterialien, offene Bildungspraktiken und offene Lizenzen in der Bildung einzusetzen – und damit politische Entscheidungen und gesellschaftliche Diskussionen mitzugestalten. Als Forum und Plattform organisiert das Bündnis deshalb Veranstaltungen, veröffentlicht Positionen, sucht das Gespräch mit Entscheidungstragenden in Politik und Verwaltung, bringt sich aktiv in Diskursen rund um Lehren, Lernen und Bildung ein, mit dem Ziel Bildungsungleichheiten abzubauen und gleichberechtigte Partizipation in einer digitalen, demokratischen Gesellschaft zu fördern.

Das Forum Open Education als Teil des Bündnisses beispielsweise bringt Akteure zusammen, um Strategien zu entwickeln, in den Austausch zu kommen und neue Impulse zu geben. Im Fokus der Arbeit im Bündnis stehen dabei Bildungsmaterialien (Open Educational Resources), Software und Technik (Open Source), Urheberrecht (Open by default), Zugang (Bildung für Alle) und Pädagogik / Didaktik (Open Educational Practices).

OER und OEP

Das Bündnis versteht Open Education „als eine Sammlung von Ansätzen zur Förderung von Bildungschancen, zum Beispiel durch politische Maßnahmen und Policies, der Verwendung offener digitaler Bildungsressourcen oder dem Einsatz offener Kurse im Internet. Dabei ist Offenheit keine absolute, sondern eine relationale Kategorie, die immer im Zusammenhang bestimmter sozialer, politischer, ökonomischer und pädagogischer Kontexte steht.“ Denn Bildung sollte immer zugänglich, partizipativ und demokratisch sein.

Freie Bildungsmaterialien, also Open Educational Resources (OER) können einen Beitrag leisten, dem gesamtgesellschaftlichen Ziel der Bildungsgerechtigkeit näher zu kommen. Sie sind dank offener Lizenzierung für alle ohne nennenswerte rechtliche und technische Hürden mit Freier Software verwendbar. Insbesondere dürfen sie auch verändert, mit anderen Materialien gemischt und wiederveröffentlicht werden. Dies ermöglicht es, Zuschnitt und Umfang von Materialien besser an die Bedürfnisse der Lernenden und ihren jeweiligen Kontext anzupassen, diese aktuell zu halten und sie weltweit legal auszutauschen.

Somit stellen OER Katalysatoren zeitgemäßer Bildung dar, denn sie  ermöglichen nicht nur selbstbestimmtes und demokratisches Lernen und digitale Kollaboration, sondern fördern zudem eine kritische Reflexion zu Medien und deren Nutzung und öffnen den Zugang zu Bildung. Die Einbindung von OER in Lehre und Unterricht, also die Anwendung von Open Educational Practices (OEP), erfordert aber die Qualifizierung und Weiterbildung der Lehrenden, fortwährende Entwicklung didaktischer Lehrkonzepte mit OER und eine entsprechende Finanzierung.

Open Source

Die Nutzbarkeit von Software im Bildungsbereich ist noch immer eingeschränkt. Dabei dürfen Software und Infrastrukturen Lernen und Lehren nicht beschränken, sondern müssen Freiraum geben. Die für freie Bildung verwendete Software sollte grundsätzlich offen, nachhaltig und gestaltbar sein. Open Source Software bietet die Möglichkeit Abhängigkeiten von bestimmten Softwareunternehmen (Lock-in-Effekte) zu vermeiden, Bildungseinrichtungen digitale Souveränität zu ermöglichen und keine zusätzlichen Hürden für den Zugang aufzustellen – und geht somit Hand in Hand mit dem Prinzip offener Bildung, welche viel mehr noch auf eine Standardkonformität für eine vernetzte Infrastruktur angewiesen ist, die nur durch entsprechende Software und Formate realisiert werden kann. Mit dem Blick auf offene Standards, vernetzte Plattformen, Unabhängigkeit und Transparenz bietet offene Software die Möglichkeit für pädagogische Gestaltbarkeit, Anpassung und Änderung für vielfältige Szenarien im Lehrbetrieb.

OESA und das Bündnis

Als Teil des Bündnis Freie Bildung teilen wir dieselben Werte und arbeiten als gemeinnütziger Verein an der Förderung offener Bildung mithilfe offener Software. Beim Forum Open Education 2020 haben unsere Mitglieder Celestine Kleinesper und Katharina Mosene als Co-Autorinnen bei einem Vorschlag zur Umgestaltung von Schulbibliotheken zu offenen Medienzentren mitgewirkt. Die Ergebnisse aus dieser Arbeitsgruppe wurden auf einem Livestream mit anderen Arbeitsgruppen des Bündnisses und Politiker:innen diskutiert.

Weitere Informationen zum Bündnis Freie Bildung: hier.

Quelle: Bündnis Freie Bildung – Positionspapier (Stand Sep. 2018), freigegeben unter CC BY 4.0

Open als Standard! Doch was bedeutet “offen”?

Offenheit oder Openness begegnet uns in diversen Kontexten: Die Bundesregierung will sich mehr für Open Data einsetzen, Open- Source- Software soll angeblich besser sein und durch Open Access soll Literatur online zugänglich sein- was steckt eigentlich dahinter?

“We are open!”

Wenn etwas “open” ist, drückt das eine Vorstellung, eine Überzeugung aus. Openness basiert im Kern auf einem egalitären Verständnis von Kollaboration und lebt von der Überzeugung der Qualität der Vielen. Kurz gesagt bedeutet Openness, dass etwas zugänglich, frei und transparent ist. Dadurch soll z. B. mehr Gemeinschaftlichkeit und Zugänglichkeit ermöglicht werden. Die Idee stammt aus der Software- Entwicklung: Softwarepakete wie Microsoft Office müssen käuflich erworben werden, die Fehler in der Software zu beheben und neue Funktionen zu entwickeln ist ausschließlich Zuständigkeit von Microsoft. Der Quellcode, gewissermaßen der “Bauplan” der Software, ist geheim. Offene Alternativen wie LibreOffice veröffentlichen ihren Quellcode, sodass weltweit Fehler ausgemerzt und neue Funktionen programmiert werden können. Bei offener Software wird so das Risiko an Viren minimiert und Kosten gering gehalten.

Free as in free speech, not as in free beer

Offen bedeutet nicht zwangsläufig, dass etwas kostenlos ist. Vielmehr geht es darum, Daten und Medien besser verwenden zu können: Nehmen wir das Beispiel Open Science. Hinter dem Begriff steckt eine Wissenschaftspraxis, bei der durch Kollaboration der Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, Forschungsdaten und -software erleichtert wird – mit dem einfachen Ziel die Forschung voranzutreiben. Qualitätssicherung und verbesserte Informationsversorgung sind nur einige Stichworte, wenn es darum geht Forschungsdaten weltweit zu teilen. Dieser Prozess umfasst eine ganze Reihe an Umsetzungsmöglichkeiten: vom Veröffentlichen von Laborberichten und Datensätzen in offenen Netzwerken, über das Bereitstellen wissenschaftlicher Materialen als offene Ressourcen, bis hin zur Öffnung wissenschaftlicher Prozesse für die Öffentlichkeit. Wenn all dies aber unter der Voraussetzung von Verbreitung und Vervielfältigung geschieht, stellt sich die Frage, wie trotzdem geistiges Eigentum geschützt werden kann.

Wie ist das mit Datenschutz zu vereinbaren?

Offenheit als gelebtes Ideal schließt eine Verpflichtung zur freien Nutzung eigener Daten und Medien klar aus. Es soll von allen selbst entschieden werden, inwieweit etwas genutzt werden kann. Möglich wird das durch Creative- Commons- Lizenzen (das Copyright- Zeichen ist in Deutschland übrigens nicht rechtsgültig!): In verschiedenen Lizenzkategorien ist festgelegt, ob z.B. etwas zu kommerziellen Zwecken genutzt werden darf, ob etwas vervielfacht werden darf oder ob die Quelle genannt werden muss.

Datensicherheit, Verständlichkeit und Transparenz, vor allem aber die Themen Zugänglichkeit, Barrierefreiheit und Flexibilität leiten den Komplex OPEN.

Was bedeutet das?

Im schulischen Bereich kann etwa Lehrmaterial dadurch verbessert werden, dass Lehrkräfte ihre Unterrichtspläne teilen, gegenseitig Korrektur lesen, Aufgaben erweitern oder an Altersgruppen anpassen. So kann der immer gleiche Lehrstoff immer besser vermittelt werden, anstatt jedes Mal bei der Unterrichtsvorbereitung von vorn anzufangen. Entscheidend ist dabei, nicht nur Erkenntnisse anderer für eigene Zwecke zu verwenden, sondern selbst etwas beizutragen. Der digitale Wandel, der in aller Munde ist, meint somit nicht einfach, dass Texte digitalisiert und an Schulen mehr Computer eingesetzt werden. Vielmehr geht damit ein essentieller Wertewandel einher, der sich auf verschiedene Berufszweige, aber auch stark auf die persönliche Haltung bezieht. Daher ist ein Bewusstsein für digitales Geschehen und eine kritische Reflexion mit aktuellen Themen rund um Medien und Digitalisierung von großer Bedeutung.

Ein Blick in die Zukunft

Für zukunftsfähige Gesellschaften wird künftig gelten: Offenheit als die grundlegende Triebfeder aller sozialen Praktiken.

Open ist innovativ, weil es immer neue Räume für Zusammenarbeit schafft und open ist disruptiv, weil es immer wieder etablierte Wege, Systeme und Strukturen überwirft. Openness ist die eigentliche Kernkompetenz der sogenannten „21st century skills“. Als soziale Praxis ist Offenheit immer politisch, nie privat. Vor allem dann nicht mehr, wenn es zunehmend um Themen wie Quantancomputing und Künstliche Intelligenz, Open Data und grenzenlosen Datenverkehr geht. Wenn wir über die Förderung von digitaler Bildung sprechen, reicht diese allein bei Weitem nicht aus, denn das schlichte Überführen von Bildungsressourcen und -prozessen von analog nach digital baut vielmehr Kompetenzbarrieren auf und erschwert aufgrund der überwiegend profitorientierten Angebote vielfach den Zugang zu Bildung.

Um einen freien Zugang zu Wissen voranzutreiben, braucht es politische und wirtschaftliche Anreize, Open Access Software, Open Education und Open Science in den Mittelpunkt des bildungspolitischen Handelns zu stellen. Die UNESCO hat das Thema OER schon vor Langem auf ihre Agenda gesetzt, die EU sollte dies auch tun. Wir bei OESA verstehen uns als unabhängige Institution, für die Openness oberste Priorität hat und treiben es im Rahmen unserer Arbeit an.

University:Future Festival – Open for discussion

Wohin bewegt sich die Hochschulbildung in diesen Zeiten? Wo entstehen Zukünfte, die für uns schon heute wegweisend sind? Wie vermisst sich die Hochschule auf dem Weg zur “Blended University” neu? Diesen und weiteren Fragen widmet sich das University:Future Festival 2021 vom 2. – 4. November 2021 unter dem Motto “Open for Discussion”, die größten Veranstaltung dieser Art im deutschsprachigen Raum. An drei Tagen werden Impulse gegeben und über Zukunftsthemen wie hybrides Lernen, Diversität, Künstliche Intelligenz und Future Skills diskutiert. OESA ist natürlich auch dabei!

Das Festival

Veranstaltet wird das University:Future Festival vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) in Partnerschaft mit der Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL). Es richtet sich an alle, die sich mit Gegenwart und Zukunft akademischer Bildung beschäftigen: Lehrende, Studierende, Hochschulleitungen und -mitarbeitende; Aktivist*innen und Repräsentant*innen aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung; Künstler*innen und Wissenschaftler*innen; EdTech-Gründer*innen und Journalist*innen. Und zwar international: Das Festival mit über 350 Speaker*innen und hunderten Programmpunkten wird online auf Englisch und Deutsch stattfinden; die Teilnahme ist kostenlos.

Unser Programm: OPEN als Standard

Am 02. November sprechen wir über Openness als Gesamtkonzept, über Offenheit als die grundlegende Triebfeder aller sozialen Praktiken und über Open Source Software als eine globale Bewegung, die von Wissen und Bildung bis hin zum Urban Gardening reicht.

Erfahre mehr über die Bedeutung von Open Data, Open Knowledge, Open Education, Open Access und Co. für die Gesellschaft, das Bildungswesen und unsere Zukunft:

02.11.2021 17:30 Uhr Lightning Talk: Die Zukunft ist OPEN!

Programm, Tickets und weitere Informationen: https://festival.hfd.digital/de/ 

Zugang

Auf der Veranstaltungsplattform des Festivals lässt sich der Lightning Talk nachträglich noch eine Weile kostenlos angucken.

Auf dem YouTube-Kanal des Hochschulforum Digitalisierung ist unser Beitrag ebenfalls kostenlos verfügbar.

Die wichtigsten Inhalte und Erkenntnisse unseres Vortrags zum zukunftsfähigen Konzept “OPEN” haben wir im nächsten Artikel zum Nachlesen bereitgestellt.

Stand und Entwicklung der Schulclouds in Deutschland

Das coronabedingt entstandene Homeschooling oder Distance Learning hat das Lernen mit digitalen Medien in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt und deutliche Unterschiede in der Nutzung von Schulclouds in Deutschland sichtbar gemacht. Das Institut für Informationsmanagement an der Universität Bremen (ifib) widmete sich deshalb im Auftrag der Telekom-Stiftung einer systemischen Bestandsaufnahme schulischer Lernplattformen und IT-Strategien aller Bundesländer und fünf deutscher Kommunen. Die jüngst veröffentlichte Studie befasst sich mit den Fragen:

  • Was steckt in den verschiedenen Lernplattformen, die die Bundesländer und auch manche Kommunen ihren Schulen anbieten?
  • Wie sind die Systeme technisch organisiert?
  • Wer leistet pädagogische und technische Unterstützung?
  • Wie stark unterscheiden sich diese Lösungen voneinander?

Die Studie liefert neben einem Überblick über die genutzten Lösungen auch ein Modell, das alle Teile eines Lern-Management-Systems (LMS) systematisiert und zeigt, welche Möglichkeiten die jeweiligen Lernplattformen Schülerinnen und Schülern bieten, wie der Betrieb der Systeme organisiert ist, und wer pädagogische und technische Unterstützung leistet. Bayern, Bremen, Hamburg und Sachsen zeigten eine breite Aufstellung digitaler Medien für den Unterricht. In anderen Ländern dagegen existieren unterschiedliche Lösungen zum Teil nebeneinander.

Die abschließende Erkenntnis der Studie:

Eine bundesweit einheitliche Schulcloud-Lösung werde es in Deutschland wahrscheinlich nicht geben – und sie sei auch nicht notwendig, solange es zukünftig gemeinsame Standards und funktionierende Schnittstellen für alle bestehenden Lern-Management-Systeme gebe.

Der Nutzen von LMS sollte spätestens seit den Schulschließungen klar sein, auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich erst sehr spät angefangen hat, sich mit Lernplattformen zu beschäftigen. Als wahre Alleskönner unterstützen Schulclouds oder Lern-Management-Systeme Lehr- und Lernprozesse, vereinfachen organisatorische Abläufe und bieten eine technische Basis für die Kommunikation zwischen Lehrenden, Lernenden, Eltern und der Schule durch ergänzende Angebote externer Anbieter (z.B. mittels Videokonferenzsysteme oder Messengerdienste).

Wir von OESA e.V. empfehlen folgende, Open-Source-basierte Systeme:

  1. Moodle
  2. ILIAS (entwickelt an der Universität Köln)
  3. und StudIP.

Denn alle drei werden auf dem eigenen (Schul-)Server gehostet, sind mithin DSGVO-konform, kostenlos und frei von Werbung und ermöglichen es durch geschlossene Benutzergruppen die Zugangsberechtigungen für die verschiedenen Instanzen zu kontrollieren. Das Einrichten von Lernumgebungen ist allerdings stark abhängig von der jeweils vorhandenen IT-Infrastruktur; sowohl Moodle, als auch Ilias müssen als geschlossene Systeme auf dem eigenen Server aufgesetzt und gehostet werden. Wer nach niedrigschwelligeren Angeboten sucht, wird mit Einbußen in den Funktionen rechnen müssen. Um Open Source Systeme, wie z.B. Moodle im Schulkontext aber langfristig, nachhaltig und zukunftsfähig zu etablieren braucht es neben dem Bereitstellen materieller Ressourcen zur IT-Ausstattung noch sehr viel stärkere Investitionen in das Know-How der Institutionen und die Kompetenzen der Personen. Weitere Informationen zu LMS und deren didaktisch sinnvollen Nutzung haben wir hier zusammengestellt.

Padlet – Schwierigkeiten und Alternativen

Jüngst wurde Padlet von der LDA Brandenburg als datenschutzrechtlich problematisch eingestuft. Auch der Bildungsserver Berlin-Brandenburg rät nun von der Nutzung von Padlet ab. Seitdem wurde die Nutzung von Padlet an vielen Schulen in Deutschland eingestellt, was viele Lehrer:innen bedauern, die seit Beginn der Corona-Pandemie und des Homeschoolings vermehrt digitale Tools für den Unterricht verwenden und begeistert von dem intuitiven und spielerischem Design sowie den vielen Möglichkeiten, die Padlet bietet, sind.  

Das Problem mit dem interaktiven Pinnwand-Tool: der Datenschutz. Padlet ist nicht DSGVO-konform. Die Plattform stammt aus den Vereinigten Staaten, wo die Datenschutz-Grundverordnung nicht gilt. Bisher lief die Nutzung der Plattform im schulischen Kontext unter dem „Privacy Shield“, nach dem sich US-amerikanische Anbieter an die europäische Datenschutzbestimmung halten mussten. Dieses wurde gekippt und seit Juli 2020 dürfen keine personenbezogenen Daten mehr an die Vereinigten Staaten übermittelt werden. Padlet teilt bei der Nutzung allerdings Daten mit Drittanbietern, wie beispielsweise Google. Die genauen Dateninhalte sind weitestgehend unbekannt, allerdings können von Padlet personenbezogene Daten, wie geteilte Inhalte, IP-Adressen oder Bewegungsprofile durch das Unternehmen oder Drittanbieter gespeichert und verarbeitet werden. Somit überwiegt für Datenschützer:innen das Risiko gegenüber dem Nutzen.

Doch es gibt auch einen Weg, Padlet datenschutzrechtlich unproblematisch zu nutzen. Die Nutzung von Padlet ist auch ohne eigenes Konto möglich. Statt sich zu registrieren kann auch auch eine Anmeldung über ein Gastkonto erfolgen, um die Erstellung eines eigenen Profils zu vermeiden. Schüler:innen können auch durch einen Link ihrer Lehrkräfte auf ein Padlet zugreifen. Wird Padlet in der Schule auf schulischen Endgeräten, ohne Anmeldung der Schüler:innen bei anderen Diensten verwendet bleibt ihr Nutzungsverhalten anonym, sofern keine personenbezogenen Daten in das Padlet eingestellt werden. Wird Padlet mit einem schulischen Endgerät über einen privaten Internetanschluss genutzt, ist nicht klar, welche Daten vom Plattformbetreiber erhoben werden. Sobald die Plattform aber über private Endgeräte genutzt wird, kann der Anbieter personalisierte Daten speichern, die zu einer Identifizierung der Nutzer:innen genutzt werden können.

Ohne Bedenken kann Padlet also nur auf schulischen Endgeräten verwendet werden. Wer nun aber auf die Nutzung von Padlet verzichten möchte oder muss, kann sich die folgenden Alternativen anschauen oder selbst in unserer Toolbox stöbern:

1. Squarelet ist eine deutschsprachige Open-Source-Plattform von edulabs, das bis 2018 vom BMBF gefördert wurde und nun auf freiwilliger Basis weitergeführt wird. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

2. Taskcards ist eine deutsche Alternative zu Padlet. Die Plattform ist ebenfalls DSGVO-konform und ihre Server stehen ausschließlich in Deutschland. Die Anmeldung ist hier auch über ein Gastkonto möglich. Das Design, sowie die Bedienungsoberfläche ähneln stark dem amerikanischen Vorbild. Viele Features, die es bei Padlet gibt, bietet auch Taskcards. Hier können private Pinnwände erstellt werden, die bei Bedarf auch veröffentlicht werden können. Gearbeitet wird mit Texten, Bildern, Links und verschiedenen Dateianhängen.

3. Die Ideensammlung von Lerntools.org aus Deutschland legt ebenfalls viel Wert auf Datenschutz. Die Nutzung der Pinnwand, um Ideen in Karten zu sortieren, kann auch ohne Registrierung erfolgen. Die Besonderheit dieser Alternative zu Padlet: Das Tool kann selber gehostet werden.

4. Die Anwendung Netboard bietet die Möglichkeit, Inhalte vielseitig zu organisieren. Besonders interessant für den schulischen Kontext in die Möglichkeit zur Einbindung ins LMS. Es gibt eine Erweiterung für die Browser Chrome und Firefox. Der einzige Haken ist, dass in der kostenlosen Version nur 10 Nutzende pro Organisation freigeschaltet werden können. Für Schulklassen ist vermutlich erst die Version ab 30 Nutzenden für knapp 5€ monatlich sinnvoll. Diese Alternative wurde uns übrigens in einem Kommentar zu diesem Beitrag vorgeschlagen- vielen Dank dafür!

Neben Padlet gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten, Ideen zu organisieren. In unserer Toolbox haben wir digitale Werkzeuge gesammelt, die nach Kategorien, z.B. “DSGVO-Konformität”, gefiltert werden können. Das zugehörige Manual umfasst didaktische Ideen zum Einsatz dieser Tools.

Open-Source-Messenger: Alternativen zu WhatsApp

Digitale Kommunikation ist nicht mehr wegzudenken. Das berufliche und private Leben wird über Messenger geteilt und ermöglicht einen standortunabhängigen Austausch. Wie einzelne Messenger mit den verschickten Nachrichten, Bildern, Audios und Dateien umgehen, ist deswegen eine Grundfrage, mit der sich jede:r Nutzer:in auseinandersetzen sollte. 

Nicht zum ersten Mal gerät der Social Messenger Dienst WhatsApp aufgrund seiner Datenschutzpolitik in die Kritik. Spätestens mit dem Aufkauf durch Facebook wurden immer wieder Bedenken über die Datensicherheit Teil der öffentlichen Debatte.

Ab dem 15. Mai treten bei Whatsapp neue Datenschutzregeln in Kraft, die es WhatsApp erlauben, die Daten ihrer Nutzer:innen mit Facebook zu teilen und an Dritte außerhalb der EU weiterzugeben.

Wir lesen zur Zeit u.a. viel über Telegram als Alternative. Da hier Nachrichten an mehrere Tausend Menschen gleichzeitig verschickt werden können, hat sich der Messenger mit Firmensitz in Dubai zum bevorzugten Kommunikationskanal von Verschwörungstheoretiker:innen entwickelt. Er wird oft als open source deklariert, dabei ist nur der Client offen und die Daten werden auf unbekannten Servern gespeichert, die Nachrichten sind nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt.

Die Frage nach dem Whatsapp-Austieg bleibt also offen. Im Folgenden stellen wir deswegen fünf Open-Source Alternativen zu WhatsApp vor, die es mit der Privatsphäre ihrer Nutzer:innen ernster nehmen:

 

1. Movim

Movim basiert auf XMPP, dem Open-Standard für Messaging. Web-basiert und dezentralisiert kann mit anderen Anwendungen über XMPP kommuniziert werden. Zu den typischen Messenger-Funktionen, wie Chats, Video Chats, Bearbeitungsoptionen und Nachtmodus, bietet Movim zusätzlich die Möglichkeiten des Screen Sharings, Hashtags zu durchforsten, Nachrichten-Entwürfe automatisch zu speichern oder Artikel zu veröffentlichen.

2. Session

Ebenso wie WhatsApp bietet Session eine Chat-Funktion, Gruppen-Chats, Sprachnachrichten, sowie eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Chats. Anders als bei Whatsapp wird für die Nutzung aber keine Telefonnummer gebraucht. Session ist Blockchain-basiert und dezentralisiert.

3. Element

Ähnlich wie Session benötigt auch Element keine Telefonnummer für die gängigen Messenger-Funktionen. Neben Chat, Video Chat und Telefonie bietet Element auch die Möglichkeit, privaten oder öffentlichen Gruppen beizutreten. Element agiert dezentralisiert mittels Matrix Netzwerk.

4. Threema

Auch für die Nutzung von Threema wird keine Telefonnummer benötigt. Telefonie, Video Chats und Chats, die mit Umfragen versehen werden können, werden Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Ebenfalls lassen sich Gruppen erstellen und managen. Die App kommt aus der Schweiz, die für ihren exzellenten Datenschutz bekannt ist.

5. Signal

Signal besticht vor allem durch seine Nutzungsfreundlichkeit. Die App bietet die gängigen Messenger-Funktionen (Chats, Gruppen Chats, Video Chats, Telefonie), die alle Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind und sammelt dabei bis auf die Telefonnummer keine Daten.

Es gibt also einige Alternativen zu WhatsApp, die nicht nur einen besseren Datenschutz bieten, sondern auch offen zur Verfügung stehen. Die Entscheidung zwischen Komplettwechsel oder die Nutzung mehrerer Messenger hängt von der individuellen Situation ab. Doch das Argument, man erreiche ohne Whatsapp nicht mehr alle Kontakte, wird hinfällig, sobald genug Menschen offene Alternativen nutzen. Also: Aktiv werden und auf open source umsteigen!

In unserer Toolbox sind alle Infos tabellarisch im Überblick zu finden, einfach nach “messenger” suchen.

Online-Hackathon “Wir hacken das Sommersemester 2020!”

Am 6. und 7. Mai 2020 haben über 900 Teilnehmer*innen ihre Energie, Ideen und Fähigkeiten gebündelt und in Arbeitsgruppen digitale Lösungen für die universitäre Lehre in Deutschland entwickelt. Das kostenlose Format wurde vom Hochschulforum Digitalisierung, dem KI-Campus und dem DAAD organisiert und fungiert als Pilot für den DigiEduHack im November. In den Rollen Hacker*in, Pat*in und Mentor*in fanden sich Gruppen zu Challenges, die einem der 15 Themenclustern zugeordnet waren:

 

    1. Qualifizierung & Support von Lehrenden

    1. Digitale Lehre in der Umsetzung

    1. Kollaboratives Arbeiten und Interaktion (synchron und asynchron)

    1. Digitale Tools und Datenschutz

    1. Digitale Prüfungen

    1. Digitale Studienberatung

    1. Digitales Campusleben

    1. Peer Support/Help-Seeking bei Studierenden

    1. Internationalisierung & Virtuelle Mobilität

    1. Praktische Studienanteile & Praxisprojekte

    1. Forschung

    1. Hochschulmanagement ( u. a. Change Prozess & Third Mission) 

    1. Digitale Studierendenbeteiligung

    1. Bildungsgerechtigkeit & Barrierefreiheit

    1. KI in der digitalen Hochschulbildung

Insgesamt sind 76 Projekte zustande gekommen, die nun auf incom öffentlich einsehbar sind. Kommuniziert wurde über die Plattform mattermost, dazu gab es einen gemeinsamen Einstieg und Abschluss via Youtube-Livestream. OESA e.V. hat in diesem Rahmen die Toolbox entwickelt, eine unabhängige und kollaborative Übersicht.

Offene Bildung an Schulen- ein Fallbeispiel aus Deutschland

Es gibt inzwischen diverse Maßnahmen, um Schulen ins digitale Zeitalter zu führen: Wir haben den Digitalpakt, daneben gibt es etliche Projekte und Vereine. Da fragt man sich, warum es mit der Digitalisierung an Schulen bisher so mühsam vorangeht.

Doch mindestens eine Schule in Deutschland hat den Dreh raus. Erziehungs- und Bildungswissenschaftlerin Celestine Kleinesper erläutert am Beispiel der Realschule am Europakanal in Erlangen, wie Offenheit und Digitalisierung sinnvoll genutzt werden können. Dazu zählt in diesem Fall, nicht nur den Umgang mit Hard- und Software zu vermitteln, sondern auch, für welche Lehr-/ Lernkontexte bestimmte Tools und Formate überhaupt geeignet sind. Essentiell seien dabei Einheitlichkeit, Kapazität und die Bereitschaft der Schulleitung, Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen.

Die Präsentation zum Input:

Obwohl es dieses Beispiel in der Praxis gibt, sind viele Schulen (noch) nicht so fit in Bezug auf Digitalisierung. In der Diskussion nach dem Input ergeben sich einige Theorien, welche Aspekte dabei hemmend wirken. Eine wiederkehrende Erkenntnis: Die Kulturhoheit der Länder in Deutschland, also der Umstand, dass jedes Bundesland . Unter den Teilnehmer*innen der Diskussionsrunde fanden sich 4 Bundesländer wieder, die ihre Erfahrungen ausgetauscht haben. Klar wurde dabei auch, dass Digitalisierung oftmals mit Technisierung verwechselt wird; jede Schule mit Smartboards und Tablets auszustatten sei deswegen nur sinnvoll, wenn die entsprechenden Kompetenzen an die Beteiligten vermittelt werden.

Am 30.04.2020, geht es von 12-13 Uhr darum, wie das Ehrenamt und die Vereinsarbeit digital umgesetzt werden Können. Wir freuen uns auf den Input und motivierte Diskussionsteilnehmer*innen!