Open als Standard! Doch was bedeutet “offen”?

Offenheit oder Openness begegnet uns in diversen Kontexten: Die Bundesregierung will sich mehr für Open Data einsetzen, Open- Source- Software soll angeblich besser sein und durch Open Access soll Literatur online zugänglich sein- was steckt eigentlich dahinter?

“We are open!”

Wenn etwas “open” ist, drückt das eine Vorstellung, eine Überzeugung aus. Openness basiert im Kern auf einem egalitären Verständnis von Kollaboration und lebt von der Überzeugung der Qualität der Vielen. Kurz gesagt bedeutet Openness, dass etwas zugänglich, frei und transparent ist. Dadurch soll z. B. mehr Gemeinschaftlichkeit und Zugänglichkeit ermöglicht werden. Die Idee stammt aus der Software- Entwicklung: Softwarepakete wie Microsoft Office müssen käuflich erworben werden, die Fehler in der Software zu beheben und neue Funktionen zu entwickeln ist ausschließlich Zuständigkeit von Microsoft. Der Quellcode, gewissermaßen der “Bauplan” der Software, ist geheim. Offene Alternativen wie LibreOffice veröffentlichen ihren Quellcode, sodass weltweit Fehler ausgemerzt und neue Funktionen programmiert werden können. Bei offener Software wird so das Risiko an Viren minimiert und Kosten gering gehalten.

Free as in free speech, not as in free beer

Offen bedeutet nicht zwangsläufig, dass etwas kostenlos ist. Vielmehr geht es darum, Daten und Medien besser verwenden zu können: Nehmen wir das Beispiel Open Science. Hinter dem Begriff steckt eine Wissenschaftspraxis, bei der durch Kollaboration der Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, Forschungsdaten und -software erleichtert wird – mit dem einfachen Ziel die Forschung voranzutreiben. Qualitätssicherung und verbesserte Informationsversorgung sind nur einige Stichworte, wenn es darum geht Forschungsdaten weltweit zu teilen. Dieser Prozess umfasst eine ganze Reihe an Umsetzungsmöglichkeiten: vom Veröffentlichen von Laborberichten und Datensätzen in offenen Netzwerken, über das Bereitstellen wissenschaftlicher Materialen als offene Ressourcen, bis hin zur Öffnung wissenschaftlicher Prozesse für die Öffentlichkeit. Wenn all dies aber unter der Voraussetzung von Verbreitung und Vervielfältigung geschieht, stellt sich die Frage, wie trotzdem geistiges Eigentum geschützt werden kann.

Wie ist das mit Datenschutz zu vereinbaren?

Offenheit als gelebtes Ideal schließt eine Verpflichtung zur freien Nutzung eigener Daten und Medien klar aus. Es soll von allen selbst entschieden werden, inwieweit etwas genutzt werden kann. Möglich wird das durch Creative- Commons- Lizenzen (das Copyright- Zeichen ist in Deutschland übrigens nicht rechtsgültig!): In verschiedenen Lizenzkategorien ist festgelegt, ob z.B. etwas zu kommerziellen Zwecken genutzt werden darf, ob etwas vervielfacht werden darf oder ob die Quelle genannt werden muss.

Datensicherheit, Verständlichkeit und Transparenz, vor allem aber die Themen Zugänglichkeit, Barrierefreiheit und Flexibilität leiten den Komplex OPEN.

Was bedeutet das?

Im schulischen Bereich kann etwa Lehrmaterial dadurch verbessert werden, dass Lehrkräfte ihre Unterrichtspläne teilen, gegenseitig Korrektur lesen, Aufgaben erweitern oder an Altersgruppen anpassen. So kann der immer gleiche Lehrstoff immer besser vermittelt werden, anstatt jedes Mal bei der Unterrichtsvorbereitung von vorn anzufangen. Entscheidend ist dabei, nicht nur Erkenntnisse anderer für eigene Zwecke zu verwenden, sondern selbst etwas beizutragen. Der digitale Wandel, der in aller Munde ist, meint somit nicht einfach, dass Texte digitalisiert und an Schulen mehr Computer eingesetzt werden. Vielmehr geht damit ein essentieller Wertewandel einher, der sich auf verschiedene Berufszweige, aber auch stark auf die persönliche Haltung bezieht. Daher ist ein Bewusstsein für digitales Geschehen und eine kritische Reflexion mit aktuellen Themen rund um Medien und Digitalisierung von großer Bedeutung.

Ein Blick in die Zukunft

Für zukunftsfähige Gesellschaften wird künftig gelten: Offenheit als die grundlegende Triebfeder aller sozialen Praktiken.

Open ist innovativ, weil es immer neue Räume für Zusammenarbeit schafft und open ist disruptiv, weil es immer wieder etablierte Wege, Systeme und Strukturen überwirft. Openness ist die eigentliche Kernkompetenz der sogenannten „21st century skills“. Als soziale Praxis ist Offenheit immer politisch, nie privat. Vor allem dann nicht mehr, wenn es zunehmend um Themen wie Quantancomputing und Künstliche Intelligenz, Open Data und grenzenlosen Datenverkehr geht. Wenn wir über die Förderung von digitaler Bildung sprechen, reicht diese allein bei Weitem nicht aus, denn das schlichte Überführen von Bildungsressourcen und -prozessen von analog nach digital baut vielmehr Kompetenzbarrieren auf und erschwert aufgrund der überwiegend profitorientierten Angebote vielfach den Zugang zu Bildung.

Um einen freien Zugang zu Wissen voranzutreiben, braucht es politische und wirtschaftliche Anreize, Open Access Software, Open Education und Open Science in den Mittelpunkt des bildungspolitischen Handelns zu stellen. Die UNESCO hat das Thema OER schon vor Langem auf ihre Agenda gesetzt, die EU sollte dies auch tun. Wir bei OESA verstehen uns als unabhängige Institution, für die Openness oberste Priorität hat und treiben es im Rahmen unserer Arbeit an.

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